- Im Prozess um die islamistischen Terroranschläge im November 2015 in Paris hat sich der Hauptangeklagte erstmals geäussert.
- Der 32-jährige Mann sagte vor Gericht, er habe beim Attentat im Konzertsaal Bataclan niemanden getötet oder verletzt.
- Gemäss den Ermittlungen trug er beim Anschlag einen Sprengstoffgürtel, der jedoch nicht explodierte.
Der Mann gilt als der mutmasslich einzige Überlebende der radikal-islamischen Gruppe, welche im Jahr 2015 in Paris die Anschläge in der Konzerthalle Bataclan sowie in weiteren Bars und Restaurants verübt haben soll. Der Hauptangeklagte war nach der Tat nach Belgien geflohen, wo er 2016 verhaftet werden konnte.
Vor Gericht erklärte der Angeklagte nun bei seiner ersten Befragung am Mittwoch, er unterstütze und liebe den Islamischen Staat (IS), zu dem er sich schon bei Beginn des Prozesses bekannt hatte. Die Terrormiliz habe damals in Paris wegen französischer Angriffe gegen Islamisten in Syrien zugeschlagen. Da der IS nicht in Syrien militärisch mit Flugzeugen oder Hubschraubern habe reagieren können, habe er Cafés und einen Konzertsaal in Paris angegriffen.
Der Angeklagte soll in Paris einen Sprengstoffgürtel gehabt, ihn aber nicht gezündet, sondern in einem Vorort weggeworfen haben, wo er später gefunden wurde. «Ich habe niemanden getötet und niemanden verletzt», sagte der 32-Jährige. Er habe sich umentschieden.
Über Stunden äusserte sich der 32-Jährige bereitwillig zu den Fragen des Gerichts. «Glaubten Sie wirklich, dass das die französische Politik verändert», fragte der Richter, um die Motivation für die Anschläge zu ergründen. Eine klare Antwort blieb der Angeklagte schuldig.
Prozess begann im Herbst 2021
Im kollektiven Gedächtnis Frankreichs haben die Anschläge im November 2015 tiefe Spuren hinterlassen. Im September 2021, fast sechs Jahre nach den verheerenden Terroranschlägen, hatte der Prozess gegen 20 Verdächtige unter grossen Sicherheitsvorkehrungen begonnen.
Seinerzeit hatte der IS die Anschläge für sich reklamiert – als Vergeltung für Frankreichs Beteiligung am Kampf gegen die radikal-islamische Gruppe in Syrien und im Irak.