Worum geht es? Die deutsche Bundesregierung hat im Dezember 2023 Sparmassnahmen bekannt gegeben. Davon betroffen sind auch die Bäuerinnen und Bauern. Seit Wochen demonstrieren sie daher gegen die Agrarpolitik der Ampelkoalition. Die Proteste weiten sich heute aus: Der Bauernverband hat zu einer Aktionswoche aufgerufen. Diese soll am 15. Januar mit einer Demonstration in Berlin gipfeln.
Inwiefern ist die Agrarbranche betroffen? Es wurde unter anderem beschlossen, dass bestimmte Subventionen für die Agrarbranche gestrichen werden – zum Beispiel die Steuerbefreiung für landwirtschaftliche Fahrzeuge und Maschinen oder die Subventionierung für Agrardiesel.
Deutsche Bauern protestieren gegen geplante Sparmassnahmen
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Bild 1 von 9. Mit Blockaden an Autobahnauffahrten und Traktorkolonnen in Städten: Die Bauern protestieren in Deutschland gegen die von der Regierung geplanten Sparmassnahmen. Bildquelle: Keystone/EPA/Roland Wittek (08.01.2024).
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Bild 2 von 9. Es gibt vielerorts Verkehrsbehinderungen, etwa weil Strassen nur einspurig befahrbar sind oder Autobahnauffahrten blockiert werden. Bildquelle: Reuters/Fabrizio Bensch (08.01.2024).
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Bild 3 von 9. Unterstützt werden die Landwirte von Speditionen, die gegen die Erhöhung der Lkw-Maut protestieren. Bildquelle: Reuters/Fabrizio Bensch (08.01.2024).
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Bild 4 von 9. Am Brandenburger Tor in Berlin sammelten sich am frühen Morgen Protestteilnehmer mit rund 200 Traktoren und Lastwagen. Bildquelle: Reuters/Fabrizio Bensch (07.01.2024).
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Bild 5 von 9. Mehrere Kultusministerien der Länder kündigten an, dass Schüler entschuldigt werden, sollten sie es wegen der Aktionen nicht zum Unterricht schaffen. Bildquelle: imago images/KS-Images.de.
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Bild 6 von 9. «Es mischt sich ein allgemeiner Unmut über die wirtschaftliche Lage in Deutschland in diese Proteste – über Inflation, schwache Konjunkturdaten, Unzufriedenheit mit der Ampelregierung», erklärt Claudia Kade. Bildquelle: imago images/Thomas Frey.
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Bild 7 von 9. In Wutöschingen nehmen schätzungsweise 1000 Menschen und etwa 400 Traktoren an den Protesten teil. Bildquelle: SRF/Alex Moser.
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Bild 8 von 9. Auch in den beiden deutschen Gemeinden Jestetten und Lottstetten, die beide an der Grenze zur Schweiz liegen, gab es Proteste. Bildquelle: ZVG/Kathrin Röder.
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Bild 9 von 9. Die beiden deutschen Gemeinden liegen auf der Strecke Neuhausen am Rheinfall (SH) – Rafz (ZH). Somit waren von der Verkehrsbehinderung auch viele Schweizer Pendlerinnen und Einkaufstouristen betroffen. Die Sternfahrt war Teil des Protestes im Landkreis Waldshut-Tiengen. Bildquelle: ZVG/Kathrin Röder.
Was ist von der Protestwoche zu erwarten? Autofahrer, Schülerinnen und Busfahrgäste müssen sich auf ein Verkehrschaos und Behinderungen einstellen. Traktoren sollen Strassen, auch Bundesstrassen, blockieren. Ein Schwerpunkt könnten Autobahnauffahrten sein.
Wieso gehen die Proteste trotz Abmilderung weiter? Die Ampelregierung hat einen Teil der geplanten Kürzungen bereits wieder zurückgezogen. Die Befreiung von der Kraftfahrzeugsteuer für die Agrarindustrie soll weiter gelten. Die Vergünstigung von Agrardiesel soll nur schrittweise abgeschafft werden. Doch die Landwirte wollen, dass die Sparpläne komplett zurückgenommen werden. «Es geht auch um eine allgemeine wirtschaftliche Sorge, die viele Branchen umtreibt», ergänzt Claudia Kade. Sie ist Leiterin des Politikressorts bei der Tageszeitung «Die Welt».
Wird die Bundesregierung auf die Forderungen eingehen? Claudia Kade rechnet nicht damit, dass die Bundesregierung noch weitere Schritte auf die Landwirte zugehen wird. Der Protest hat sich in den letzten Tagen sehr verschärft. Zum Beispiel wurde Wirtschaftsminister Robert Habeck daran gehindert, von seiner Ferieninsel zurückzukommen. «Diese Aggressivität wird die Bundesregierung nicht dazu bringen, weiteres Entgegenkommen zu zeigen, sondern eher Härte.» Zudem sind die Landwirte nicht die einzige Gruppe, die von den Sparplänen betroffen sind. Eingeständnisse könnten für Forderungen aus anderen Gruppen sorgen.
Wer protestiert ebenfalls? Den Protesten haben sich auch Logistiker und Spediteure angeschlossen. Sie sind von den Plänen zur Erhöhung der LKW-Maut betroffen. Auch Gastwirte wehren sich, weil die Mehrwertsteuersenkung auf Restaurantbesuche aufgehoben werden soll. Sicherheitsexperten warnen, auch Extremisten könnten die Proteste unterwandern.
Sind die Forderungen der Agrarbranche berechtigt? Kritische Stimmen sagen, Bäuerinnen und Bauern verdienten gut und bekämen genug Subventionen, auch von der EU. Tatsächlich waren die Wirtschaftsergebnisse der landwirtschaftlichen Betriebe in den vergangenen Jahren gut. Laut Kade ist von einem jährlichen durchschnittlichen Einkommen von über 100'000 Euro die Rede. Natürlich sei zu beachten, dass es bei dieser Branche um die Versorgung mit Nahrungsmitteln der Bevölkerung gehe. Und doch: «Die Landwirte klagen auf sehr hohem Niveau.»