Die Social-Media-Plattform des chinesischen Konzerns Bytedance steht unter Druck. Das Unternehmen steht in einer Reihe von Ländern, insbesondere im Westen, unter regulatorischer Überprüfung. Die US-amerikanische Politik hat den Weg für ein Tiktok-Verbot freigemacht. Und auch im ostafrikanischen Kenia gerät Tiktok in Bedrängnis.
Angestossen hat das mögliche Verbot nicht der kenianische Staat, sondern eine Privatperson. Der Kleinunternehmer Bob Ndolo sorge sich um die kulturellen und sozialen Auswirkungen der Plattform.
Ndolo betont in seiner Petition, dass Tiktok Inhalte fördert, die Gewalt und explizite sexuelle Darstellungen und Hassreden enthalten. Er sieht darin eine Gefahr für die sozialen Normen und die Onlinesicherheit.
Irreführende und schädliche Inhalte
Tiktok steht in Kenia vor allem wegen Bedenken des Datenschutzes unter Druck. Doch auch die Onlinesicherheit ist ein grosses Thema. Explizite Inhalte sorgen für Aufregung: Livevideos, in denen sexuelle Szenen oder Gewaltverherrlichung gezeigt werden oder in denen die ethnische Spaltung gefördert wird. Es gibt Videos, die schnelles Geld versprechen. Und es werden schnelle Visa für die Einreise in den Westen beworben.
Im Zentrum der Debatte steht also die Onlinesicherheit, und nicht etwa staatliche Zensur. Besonders, weil Tiktok in Kenia gerade bei den Jungen die beliebteste Plattform für den Informationsaustausch und die Meinungsbildung sei, erklärt die SRF-Afrikakorrespondentin Sarah Fluck.
Das kenianische Ministerium für Information und Kommunikation will kein Verbot. Es schlägt vor, Tiktok strenger zu regulieren. Tiktok könnte dann dazu verpflichtet werden, die Inhalte auf der Plattform besser zu überprüfen. So würde sichergestellt werden, dass sie den spezifischen Datenschutz und Sicherheitsgesetzen Kenias entsprechen. Zusätzlich müsste Tiktok alle drei Monate Berichte darüber vorlegen, welche Inhalte sie entfernt haben.
Tiktok reagiert schnell
Als die Diskussion über ein mögliches Verbot im Parlament aufkam, haben Tiktok-Verantwortliche das Gespräch mit der kenianischen Regierung, dem Parlament und dem Petenten gesucht. Tiktok hat sofort Zugeständnisse zur Verbesserung der Inhaltsmoderation gemacht und vorgeschlagen, ein Büro in Kenia zu eröffnen.
Tiktok ging gar noch einen Schritt weiter, über die kenianische Grenze hinaus: Die Social-Media-Plattform hat sich mit der Afrikanischen Union zusammengetan, um Workshops und Bildungsprogramme in ganz Afrika zu unterstützen. «Das zeigt, wie wichtig Kenia für Tiktok ist», sagt Korrespondentin Fluck.