Im Namen der besten Wintersportathletinnen und -athleten sage er «danke, chinesische Freunde», sagte Thomas Bach, Präsident des Internationalen Olympische Komitees (IOC) – im Nationalstadion ertönte tosender Applaus.
So weit, so olympisch. Doch: Die harmonischen Bilder konnten nicht darüber hinwegtäuschen, wie kontrovers diese Spiele insgesamt waren. Die meisten demokratischen Staaten schickten keine Regierungsmitglieder nach Peking – entweder aus Protest oder wegen der Pandemie. Chinas Regierung wiederum liess zu Beginn der Spiele demonstrativ eine uigurische Athletin das olympische Feuer entzünden.
«Uigurische Familien auseinandergerissen»
Jewher Ilham verurteilt dies scharf. Die uigurische Aktivistin lebt im Exil, ihr Vater, Ilham Tohti, der bekannte Ökonom und Menschenrechtsaktivist, sitzt in China in Haft. Lebenslänglich.
«Während sich Hunderte von Athletinnen und Athleten an diesen Olympischen Spielen messen, sind Hunderttausende von uigurischen Familien auseinandergerissen und leiden», sagte sie auf einem virtuellen Podium von Human Rights Watch gegenüber Medienschaffenden.
Im Mittelpunkt des weltweiten Interesses rund um die Winterspiele war auch Peng Shuai, die frühere chinesische Profi-Tennisspielerin. Sie hatte Ende letzten Jahres einem ehemaligen chinesischen Spitzenfunktionär öffentlich vorgeworfen, sie zum Sex gezwungen zu haben.
Daraufhin verschwand sie erst, nur um kurz darauf in verschiedenen Videoclips aufzutauchen; als wollten die chinesischen Behörden damit zeigen, dass es ihr gut gehe.
Keine Kritik von IOC
Anstatt die chinesischen Behörden öffentlich zu kritisieren, traf IOC-Präsident Thomas Bach Peng Shuai erst per Videokonferenz und während den Winterspielen dann persönlich in Peking.
Internationale Kritik in Sachen Menschenrechte kontern das IOC wie auch die chinesische Regierung mit dem Argument: Der Sport dürfe nicht politisiert werden.
Dabei nutzen autoritäre Regierungen wie jene in China die Olympischen Spiele selbstverständlich auch politisch. Das hätte das IOC eigentlich wissen müssen.
Organisatoren äussern sich politisch
Während der Sprecher des IOC politischen und kontroversen Fragen der Journalistinnen und Journalisten in Peking auswich, sorgte die chinesische Sprecherin der Winterspiele, Yan Jiarong, vor ein paar Tagen für einen Eklat.
Auf dieser Welt gebe es nur ein China – und Taiwan sei ein unzertrennbarer Teil davon, sagte Yan. Und zu den Vorwürfen der Menschenrechtssituation in Xinjiang meinte sie, bei den Berichten über Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter handle es sich um Lügen.
Die chinesischen Organisatoren zeigten damit, dass sie eben doch ganz direkt politisch Stellung beziehen. Auch dort, wo dies nicht erlaubt ist.
Doch da war es schon zu spät. Diese Winterspiele waren politisch, von Anfang bis zum Schluss; Ja, es waren wohl die politischsten Olympischen Spiele seit Jahrzehnten.