- Von Maria Kolesnikowa, Protestführerin in Belarus, fehlt offenbar jede Spur. Dies teilt ihr Wahlkampfteam mit.
- Ein Online-Portal berichtet von einer Entführung. Die Polizei widerspricht dieser Darstellung.
- Das Innenministerium in der Hauptstadt Minsk berichtet, dass an den Demonstrationen von Sonntag über 630 Protestierende festgenommen worden seien.
Ihre Kollegen hätten keinen Kontakt zu ihr, teilte der Pressedienst des Koordinierungsrates der Demokratiebewegung in Minsk mit. Ausserdem seien ihr Mitarbeiter Iwan Krawzow und ihr Sprecher Anton Rodnenkow nicht mehr erreichbar.
Das Internetportal tut.by berichtete nach Darstellung einer Augenzeugin, dass Unbekannte am Montagmorgen Kolesnikowa in einen Minibus gesteckt und entführt haben sollen. Das wurde bislang vom Koordinierungsrat nicht bestätigt.
Eine Symbolfigur
Maria Kolesnikowa ist Mitglied des «Koordinierungsrates» der Opposition, gegen den die belarussischen Behörden rechtliche Schritte eingeleitet haben.
Im Widerstand gegen die weissrussische Diktatur unter Präsident Alexander Lukaschenko gilt sie inzwischen als Symbolfigur, obschon die 38-Jährige erst vor Kurzem zur Polit-Aktivistin geworden ist. Sie hatte den Wahlkampf des Bankers Wiktor Babariko geleitet – bis dieser verhaftet worden war.
Über 600 Festnahmen
Bei den Massenprotesten am Wochenende in Belarus (Weissrussland) sind nach Behördenangaben mehr als 600 Menschen festgenommen worden. Rund 360 Demonstranten seien noch in Gewahrsam, teilte das Innenministerium in Minsk im Nachrichtenkanal Telegram mit.
Zehntausende hatten gegen die Regierung von Präsident Lukaschenko demonstriert. In der Menge war auch Maria Kolesnikowa mitgelaufen.
Die Massenproteste dauern seit Anfang August an – also seit der Präsidentenwahl. Die Menschen fordern den Rücktritt von Lukaschenko, der seit 1994 in Belarus an der Macht ist.