Eine 60 Meter lange und 40 Tonnen schwere Rakete vom Typ Langer Marsch 2F brachte das dreiköpfige Team der Mission Shenzhou 19 (magisches Schiff) am Mittwochmorgen (Ortszeit) ins All. Die Rakete startete vom Weltraumbahnhof Jiuquan in der nordwestlich gelegenen Wüste Gobi. Die Missionsleitung bestätigte den erfolgreichen Start.
Das Team der Shenzhou-19-Mission meldete, wohlauf zu sein. Sie sollen laut der chinesischen Behörde für bemannte Raumfahrt etwa sechseinhalb Stunden nach dem Eintritt in den Weltraum an die Raumstation Tiangong andocken.
Die Ingenieurin Wang Haoze, der frühere Luftwaffenpilot Song Lingdong und Kommandant Cai Xuzhe waren von der Raumfahrereinheit der Volksbefreiungsarmee ausgewählt worden. In China untersteht die bemannte Raumfahrt dem Militär. «Ich und auch die anderen träumen davon, die Weltraumstation einmal zu besuchen», sagte Wang. Sie wolle jede Aufgabe gut erledigen und die Station schützen.
Kommandant Cai war bereits mit der Shenzhou-14-Mission im Jahr 2022 im All. Wang und Song sind Weltraumneulinge. Zwar gebe es Unterschiede in Alter und Geschlecht, sagte Cai vor Abflug: «Aber wir haben dasselbe Ziel, nämlich für das Land zu kämpfen», fuhr er fort.
Während des rund sechsmonatigen Aufenthalts soll das Team 86 Experimente durchführen. Diese umfassen Versuche rund um Leben und Medizin im All, physikalische Kräfte und neue Technologien, wie der Sprecher der Raumfahrtbehörde, Lin Xiqiang, vor dem Start sagte.
Von den Experimenten erhoffen sich die Wissenschaftler unter anderem Fortschritte bei der Entwicklung neuer Materialien sowie Wissen über die Auswirkungen von Strahlung und Schwerelosigkeit auf den Körper. Die Raumfahrer sollen ausserdem Weltraumspaziergänge unternehmen und Schutzvorrichtungen gegen Weltraumschrott an der Station Tiangong anbringen.
Ablösung nach sechs Monaten
Mit Wang Haoze ist diesmal wieder eine Frau mit an Bord. Sie fliegt als dritte Taikonautin für die Volksrepublik ins Weltall. Derzeit ist sie laut offiziellen Angaben Chinas einzige Raumfahrtingenieurin. Zuvor waren die Taikonautinnen Liu Yang und Wang Yaping bereits Teil der Crew früherer Shenzhou-Missionen.
Die «Shenzhou 19» löst die derzeit noch auf der Tiangong lebenden Raumfahrer der Shenzhou-18-Mission ab, die Ende April dorthin aufgebrochen waren. Die drei Männer sollen dann am 4. November wieder auf der Erde ankommen. Während ihres Aufenthalts hatten die drei Kampfpiloten ebenfalls experimentiert und Weltraumspaziergänge absolviert.
Vorbereitung auf Mondmission
Wie die Raumfahrtbehörde mitteilte, plant China für das kommende Jahr die Shenzhou-Missionen 21 und 22 sowie die Versorgungsmission Tianzhou 9. Peking investiert schon lange Zeit viel Geld in sein Raumfahrtprogramm und konkurriert mit anderen Nationen wie den USA, Japan oder Indien ums All.
In diesem Jahr gelang es chinesischen Wissenschaftlern erstmals in der Menschheitsgeschichte, Bodenproben von der schwer zu erreichenden Rückseite des Mondes zur Erde zu transportieren.
Bis 2030 will China eine bemannte Mondmission vollbracht haben. Behördensprecher Lin betonte, die laufenden Entwicklungen und Tests dafür verliefen nach Plan. Die ersten Raumfahrer trainierten bereits für die Mondmission und erlernten etwa das Steuern des Raumschiffes und die Bedienung des Mond-Rovers.