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Betrug und Intransparenz Studentenwut in Indien wegen Ungereimtheiten beim Medizinertest

Bei der Prüfung für die begehrten Medizin-Studienplätze ist wohl nicht alles fair abgelaufen. Studierende wehren sich.

Für die meisten indischen Eltern zählt nur eins: dass ihre Kinder Ärztin oder Ingenieur werden. Daran geknüpft ist die Hoffnung auf gesellschaftlichen Aufstieg und stabiles Einkommen. Der Ansturm auf die Studienplätze ist riesig, der Leistungsdruck enorm.

Umso grösser war der Schock, als vor zwei Wochen bekannt wurde, dass beim diesjährigen Medizinertest vermutlich nicht alles mit rechten Dingen zuging.

67-mal Bestnote, nachträgliche Korrekturen

Anfang Mai waren mehr als zwei Millionen junge Leute angetreten, um in dem landesweiten Test einen von rund 100'000 Medizin-Studienplätzen zu ergattern. Durchgeführt wird der Einheitstest von der Nationalen Prüfungskommission der Regierung. Er soll Chancengleichheit garantieren. Doch diesmal erhielten gleich 67 Absolventinnen und Absolventen die Bestnote. Normalerweise schaffen das nur zwei bis drei.

Zudem korrigierte die Prüfungskommission bei mehr als 1500 weiteren Testteilnehmenden die Ergebnisse nachträglich nach oben. Auch das verschlechtert die Chancen für alle anderen. Warum die Kommission dies tat, liess sie offen.

Das ist absolut unethisch.
Autor: Mutter einer Studentin Protestierende

Seit Tagen protestieren Studierende und ihre Eltern gegen die Ungereimtheiten beim Medizinertest. «Das ist absolut unethisch», schreit eine Mutter auf einer der zahlreichen Protestveranstaltungen. «Meine Tochter hat immer zu den Besten gehört. Aber jetzt ist sie leer ausgegangen. Ich lasse sie keine Sekunde mehr allein, weil ich befürchten muss, dass sie sich etwas antut.»

Die Prüfungskommission der Regierung hat alle Vorwürfe zurückgewiesen. Auch der Erziehungsminister der Regierungspartei BJP schloss Betrug überraschend schnell aus.

Studierende, Eltern und Studentenorganisationen wollen sich damit nicht abspeisen lassen. In Petitionen fordern sie vom Obersten Gerichtshof eine unabhängige Untersuchung und verlangen, dass der gesamte Test wiederholt wird.

Bisher hat das Gericht lediglich angeordnet, dass die rund 1500 Kandidierenden mit dem nachträglich aufgebesserten Ergebnis den Test wiederholen müssen. Nach massivem Druck setzte der Gerichtshof für heute Donnerstag kurzfristig eine Anhörung an. Ein Entscheid wird Anfang Juli erwartet.

Ruhm und Ehre für die ganze Familie

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Studentenführer Abdulla Mohammed Faiz sagt, dass hinter den Studierenden eine Familie stehe, die viel Geld in die Testvorbereitung investiere und dementsprechend hohe Erwartungen habe. Ein Studienplatz bedeute Ehre für die ganze Familie.

Entsprechend gross ist laut Faiz jetzt das Entsetzen, dass nicht die Schlauesten oder Fleissigsten die besten Studienplätze bekommen sollen, sondern mutmasslich die mit dem grössten Portemonnaie oder den besten Beziehungen.

In den Medien sind die Ungereimtheiten um die Medizinerprüfungen das Thema Nummer eins. Gerade ist bekannt geworden, dass im Bundesstaat Bihar fertig ausgefüllte Medizinertests für umgerechnet bis zu 3400 Schweizer Franken an Testteilnehmende verkauft worden sind. Ein Student hat seine Schuld bereits zugegeben. 13 Personen wurden festgenommen.

In der Politik angekommen

Inzwischen hat auch die Politik Morgenluft gewittert. Die oppositionelle Congress-Partei stellte sich auf die Seite der geprellten Studierenden und ihrer Eltern. Die Regierung nehme die Sorgen der Studierenden nicht ernst, kritisiert ein Congress-Abgeordneter. Die Congress-Partei will das Thema auch ins neue Parlament einbringen.

Inzwischen räumte Innenminister Amit Shah Unregelmässigkeiten bei den Tests ein. Er liess weitere Zugangstests zu Universitäten kurzfristig absagen. Die ihm unterstellte Polizei in Dehli nahm unterdessen protestierende Studierende fest. Damit dürfte der Streit noch lange nicht vom Tisch sein. Die Congress-Partei hat für Freitag zu weiteren Streiks im ganzen Land aufgerufen.

Rendez-vous, 20.06.2024, 12:30 Uhr

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