1.3 Millionen Tonnen verstrahltes Wasser: Im Jahre 2011 ereignete sich in Fukushima nach einem Erdbeben und einem Tsunami ein schwerer Atomunfall samt Kernschmelze. Mehr als zwölf Jahre später müssen die zerstörten Reaktoren immer noch mit Wasser gekühlt werden. Durch einsickerndes Regen- und Grundwasser nimmt die Menge des verstrahlten Wassers stetig zu. In den rund 1000 Tanks lagern mehr als 1.3 Millionen Tonnen davon. Nun gehe der Platz aus, argumentiert der Betreiberkonzern Tepco. Zudem seien die Tanks der Gefahr neuer Beben ausgesetzt.
Alternative Möglichkeiten: «Man könnte das Wasser auch einfach in den Behältern stehen lassen, aber der Platz wird knapp», sagt Kathrin Erdmann, Japan-Korrespondentin der ARD. Man habe sich auch die Möglichkeit überlegt, das Wasser verdunsten zu lassen oder es an einen anderen Ort zu bringen. Diese Ideen seien aber verworfen worden.
Wasser wird gefiltert: Das Wasser wird vor Ableitung ins Meer gefiltert, doch kann das technische System ALPS das Isotop Tritium nicht herausfiltern. Nach Darstellung von Tepco und der IAEA besteht dennoch keine Gefahr, da das Wasser verdünnt werde und Tritium in geringen Mengen unschädlich für Mensch und Umwelt sei. Die Konzentration werde auf rund 1500 Becquerel pro Liter sinken, was einem Vierzigstel des nationalen Schwellenwerts entspreche. Sollte die Menge des Meerwassers zur Verdünnung nicht ausreichen oder die Konzentration anderer radioaktiver Stoffe als Tritium ungewöhnlich hoch ausfallen, wird nach Angaben des Betreibers ein Notabschalt-Ventil aktiviert, um die Freisetzung zu stoppen.
Meinungen der Fachleute: Manche Experten sind der Meinung, die Menge an zusätzlicher Strahlung durch das Kühlwasser aus Fukushima sei so gering, dass es keinen Unterschied mache. Andere Fachleute halten hingegen die vom Betreiberkonzern Tepco erstellte radiologische Umweltverträglichkeitsprüfung für mangelhaft und unzureichend.
Inspektion durch die IAEA: Nach Abschluss der Bauarbeiten an den Entsorgungsanlagen hat die Atomaufsicht am Mittwoch mit letzten Inspektionen begonnen. Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA), Rafael Grossi, wolle am 4. Juli in Tokio Ministerpräsident Fumio Kishida den abschliessenden Prüfungsbericht zu Japans Entsorgungsplänen vorlegen, erfuhr die japanische Nachrichtenagentur Kyodo aus Regierungskreisen.
Zwölf Jahre nach der Katastrophe haben sich die Fischer etwas davon erholt.
Was die Fischer dazu sagen: Die Fischer lehnen die Ableitung von radioaktivem Wasser ins Meer ab. Zwar hätten sie hohe Entschädigungen von der Regierung erhalten, sagt Erdmann. «Aber sie fürchten einen neuen Reputationsschaden. Sie haben sich nach zwölf Jahren etwas von der Katastrophe erholt.» Die Regierung habe 2015 mit ihnen vereinbart, dass ein Ableiten dieses Wassers nur mit dem Einverständnis aller Parteien erfolge, so Erdmann. Deshalb fühlten sie sich von der Regierung betrogen, denn sie seien gar nicht gefragt worden.
Aktuelle Radioaktivität: Einige Fischer fischen einmal pro Woche, vier Kilometer vom AKW entfernt. Sie haben festgestellt, dass die gefangenen Fische bereits jetzt ziemlich stark radioaktiv belastet sind. «Das widerspricht den Aussagen von Tepco», hält Erdmann fest.