- Mit US-Präsident Joe Biden und dessen Vizepräsidentin Kamala Harris hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa die erste Aufnahme des Weltraumteleskops «James Webb» präsentiert.
- Das Bild zeigt Sterne und Galaxien. Dabei handelt es sich laut der Nasa um die «tiefste und schärfste bislang aufgenommene Infrarotsicht auf das Universum».
- Die Publikation markiere den offiziellen Beginn der wissenschaftlichen Arbeit mit dem grössten und leistungsfähigsten Teleskop, das bislang ins All gebracht wurde, so die Nasa.
Biden sprach von einem «historischen Tag», Harris von einem «aufregenden neuen Kapitel in der Erforschung unseres Universums». Zugleich gab er zu, dass schon die Vorstellung jener rund 1.5 Millionen Kilometer, die das Teleskop ins All fliegen soll, «mein Gehirn sprengen».
Am Dienstagnachmittag sollen weitere von dem Teleskop aufgenommene Bilder veröffentlicht werden. Auf dem Bild sei nur «ein kleiner Teil des Universums» zu sehen, sagte Nasa-Chef Bill Nelson. Er erklärte: «Das Licht, das man auf einem dieser kleinen Flecken sieht, ist seit 13 Milliarden Jahren unterwegs.» Die Bilder würden die Welt daran erinnern, «dass Amerika grosse Dinge tun kann», sagte Biden.
Von Sensor aufgenommenes Testbild
Die Farbbilder sind von Vertretern verschiedener an dem Projekt beteiligter Raumfahrtagenturen ausgewählt worden und zeigen unter anderem den sogenannten Carinanebel, eine Art Gaswolke, und den ausserhalb unseres Sonnensystems liegenden Planeten «Wasp-96 b».
Eine Art Vorschau wurde bereits letzte Woche präsentiert. Eigentlich sei es nur ein von einem Sensor aufgenommenes Testbild, das ursprünglich gar nicht zur Erde geschickt werden sollte, so die Nasa. Doch zeige es, wozu das Teleskop fähig sei. Erste Testbilder hatte das Teleskop bereits vor einigen Monaten zur Erde geschickt, darunter Fotos von einem Stern und ein Selfie. Damit sollte bewiesen werden, dass die Kamera und die 18 Spiegelsegmente des Teleskops grundsätzlich funktionieren.
Verzögerungen und Mehrkosten
«James Webb» war am 25. Dezember an Bord einer Ariane-Trägerrakete vom europäischen Weltraum-Bahnhof Kourou in Französisch-Guayana ins All gestartet – nachdem es zuvor Kostenexplosionen und immer neue Verschiebungen gegeben hatte. Die Weltraumagenturen der USA, Kanadas und Europas kooperieren bei dem Projekt. Das «James Webb Space Telescope» (JWST) wurde rund 30 Jahre lang entwickelt und kostete am Ende etwa 10 Milliarden Dollar.
Es folgt auf das Teleskop «Hubble», das seit mehr als 30 Jahren im Einsatz ist. Während «Hubble» im optischen und ultravioletten Bereich arbeitet, untersucht «James Webb» im infrarotnahen Bereich. «James Webb» soll rund 1.5 Millionen Kilometer weit ins All fliegen und unter anderem mithilfe eines 25 Quadratmeter grossen Spiegels neue Bilder aus dem frühen Universum liefern.
Wissenschaftler erhoffen sich von den Aufnahmen unter anderem Erkenntnisse über die Zeit nach dem Urknall vor rund 13.8 Milliarden Jahren. Sie hoffen auf Bilder von Sternen, die älter sind als unser Sonnensystem und vielleicht nicht mehr existieren – und möglicherweise sogar auf Hinweise auf eine zweite Erde. Die Lebensdauer von «James Webb» ist dabei erstmal auf zehn Jahre ausgelegt.