- Der EU-Aussenbeauftragte Josep Borrell hat in Moskau die Freilassung des Kremlkritikers Alexej Nawalny gefordert.
- Borrell warnte zudem vor einer weiteren Verschlechterung der Beziehungen zwischen der EU und Russland.
- Borrells Besuch ist der erste eines EU-Chefdiplomaten in der russischen Hauptstadt seit fast vier Jahren.
Borrell erinnerte bei einer Pressekonferenz mit dem russischen Aussenminister Sergej Lawrow daran, dass die EU für Russland der wichtigste Handelspartner und die grösste Quelle für ausländische Direktinvestitionen ist. Für eine gemeinsame Zukunft seien Themen im Zusammenhang mit der Rechtsstaatlichkeit, der Zivilgesellschaft und der politische Freiheit zentral, sagte Borrell.
Auch wegen des Umgangs mit Kremlkritiker Nawalny seien die Beziehungen der EU zu Russland auf einem Tiefpunkt, sagte Borrell am Rande seines Besuchs. Die Beziehungen seien in den vergangenen Jahren von mangelndem Vertrauen geprägt gewesen.
Aussenminister besprechen weitere Massnahmen
Auf die Frage nach möglichen neuen EU-Sanktionen wegen der Entwicklungen im Fall Nawalny verwies der Spanier darauf, dass bei einem Aussenministertreffen am 22. Februar mögliche weitere Massnahmen besprochen werden sollen. Zudem wollten sich die Staats- und Regierungschefs bei ihrem Gipfeltreffen im März mit den Beziehungen zu Russland beschäftigen.
Nawalny war am Dienstag zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden, weil er nach Ansicht der Richterin mehrfach gegen Bewährungsauflagen in einem früheren Strafverfahren von 2014 verstossen hat. Ihm werden aber ein mehrmonatiger Hausarrest und Haftzeiten angerechnet, sodass seine Anwälte von zwei Jahren und acht Monaten im Straflager ausgehen. Die EU hält die Verurteilung für «politisch motiviert» und hat sie als inakzeptabel bezeichnet.
Lawrow setzt auf weitere Zusammenarbeit
Der russische Aussenminister Lawrow betonte seinerseits, dass Russland trotz der Spannungen weiter auf Zusammenarbeit mit der Europäischen Union setze. «Wir haben den Wunsch, den politischen Dialog fortzusetzen», sagte Lawrow. Es gebe unterschiedliche Ansichten und Widersprüche, aber ohne Dialog gehe es nicht. Die russisch-europäischen Beziehungen durchlebten derzeit «bei Weitem nicht die besten Zeiten», sagte Lawrow.
Lawrow mahnte aber auch, eine weitere Verschlechterung der Beziehungen könnte unvorhersehbare Konsequenzen haben. Russland und die EU seien in vielen Fragen uneins.
Der Oppositionspolitiker Nawalny hatte sich im Januar zur Rückkehr in seine Heimat entschieden, obwohl er dort im vergangenen August Opfer eines Anschlags mit dem als Chemiewaffe verbotenen Nervengift Nowitschok geworden war. Er war dann bei seiner Ankunft festgenommen worden.
Wegen des Anschlags auf Nawalny, der danach in Deutschland behandelt wurde, hatte die EU bereits im vergangenen Jahr Einreise- und Vermögenssperren gegen mutmassliche Verantwortliche aus dem Umfeld von Präsident Wladimir Putin verhängt. In Brüssel wird davon ausgegangen, dass staatliche Stellen in Russland hinter dem Attentat stehen.