Der aktuelle Stand: Im Amazonas-Gebiet wüten derzeit die schwersten Waldbrände seit Jahren. Betroffen ist vor allem Brasilien. Das brasilianische Weltraumforschungsinstitut INPE hatte letzte Woche alarmierende Zahlen und Satellitenbilder veröffentlicht. Demnach gab es in Brasilien seit Anfang Jahr bereits mehr als 78'000 Waldbrände – ein Zuwachs von 84 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Allein in dieser Woche von Dienstag bis Freitag wurden 1663 neue Brände registriert.
«Tag des Feuers»: Die Zeitschrift «Globo Rural» hatte berichtet, dass sich im Bundesstaat Pará zuletzt über 70 Personen in einer Whatsapp-Gruppe dazu verabredet hatten, grosse Flächen entlang der Landstrasse BR-163 in Brand zu stecken. Ziel der koordinierten Aktion sei gewesen, Jair Bolsonaro bei seinem Plan zu unterstützen, die Umweltkontrollen zu lockern, hiess es.
«Die Bundespolizei wird den Fall mit ihrer Expertise aufklären», schrieb Justizminister Sérgio Moro auf Twitter. «Kriminelle Brandstiftung im Amazonasgebiet wird hart bestraft.»
Das Militär soll bei den Löscharbeiten helfen: Nachdem Bolsonaro wegen seiner zögerlichen Reaktion weltweit in die Kritik geraten war, schickte er nun Streitkräfte in den Kampf gegen die Flammen. In sieben Bundesstaaten der Region sollten Soldaten bei den Löscharbeiten helfen und gegen Brandstifter vorgehen. Insgesamt stehen mehr als 43'000 Soldaten zur Verfügung.
Israel will ein Löschflugzeug zur Unterstützung schicken, wie Bolsonaro via Twitter mitteilte. Zwei Flugzeuge der brasilianischen Luftwaffe wurden am Wochenende bereits bei den Löscharbeiten eingesetzt.
Die Erfolgschancen: Experten befürchten, dass das Militär alleine nichts gegen die Feuer tun kann, weil es nicht über die nötige Löschausrüstung verfügt. Es kann einzig helfen, weitere Feuer zu verhindern, indem es Menschen von der Brandstiftung abhält.
Die Gründe für die Brände: Der Hauptgrund ist die Waldrodung. Umweltschützer werfen Bolsonaro vor, ein politisches Klima geschaffen zu haben, in dem sich Bauern zu immer mehr Abholzung und Brandrodung ermutigt sehen. Der Staatschef hat immer wieder klar gemacht, dass er die Amazonasregion vor allem mit ungenutztem wirtschaftlichen Potenzial verbindet.
Bolsonaro machte wiederholt Umweltschutzgruppen für die Brände verantwortlich. Er hatte nahegelegt, sie hätten die Brände gelegt, um seine Regierung in ein schlechtes Licht zu rücken.
Politische Reaktionen: Auf internationalem Parket wird über die Waldbrände beraten, so auch am Treffen der G7-Staaten. Diese wollen den betroffenen Ländern rasche Hilfe zukommen lassen. Es gehe um «technische und finanzielle Mittel», erklärte Frankreichs Präsident Emmanuel Macron.
Gleichzeitig wird Brasilien mit Reaktionen gedroht. So könnte etwa das Freihandelsabkommen zwischen der EU und den Mercosur-Staaten scheitern. Frankreich hatte bereits angekündigt, ein Veto gegen den Deal einzulegen.
Demonstration in Rio de Janeiro: Am Sonntag sind in Brasilien zahlreiche Menschen auf die Strasse gegangen. Sie demonstrierten gegen die Umweltpolitik von Präsident Jair Bolsonaro. «Der Amazonas bleibt, Bolsonaro geht», skandierten die Demonstranten.