«Ich will doch nur meine Katzen retten!» Die Frau im Auto am Checkpoint der Polizei am Rande des gesperrten Brandgebiets ist in Tränen aufgelöst. Yolanda Marques hat es an allen Zugängen zum Wohngebiet Pacific Palisades versucht, doch sie wird nicht hineingelassen. Noch brennt es an mehreren Orten und neue Brände könnten wieder aufflammen.
Als der Evakuierungsalarm kam, unterrichtete Marques in der Primarschule. Zuerst brachte sie die Kinder in Sicherheit. «Als ich zurückwollte, um meine Katzen zu holen, wurde ich zurückgeschickt.» Sie weint.
Ein Haufen Schutt und Asche
Journalisten dürfen ins Brandgebiet hinein. Es sieht aus, wie wenn in einem Hollywoodfilm eine Atombombe eingeschlagen hat. Einige Anwohner haben es geschafft, zu ihren Häusern zu gelangen. Meist sind diese nur noch ein Haufen Schutt und Asche. Ein Paar stapft durch die verkohlten Überreste. «Wir wollen das Haus unbedingt wieder aufbauen. So zerstört es hier aussieht, ich weiss, wie schön es noch vor 48 Stunden war», sagt der Mann.
An einer Strasse mit einem fantastischen Blick bis zum Pazifik steht Dave Skowron vor rauchenden Überresten. Er kickt in einen verkohlten Kasten. «Ich suche meinen Ehering. Hier haben meine Frau und ich 27 Jahre gewohnt.» Rundum stehen keine Häuser mehr. Er hat versprochen, den Nachbarn Bescheid zu geben, wie es hier aussieht.
Ich suche meinen Ehering. Hier haben wir 27 Jahre gewohnt.
Ein Auto stoppt, und der Fahrer reicht ihm eine Flasche Wasser. Das Schicksal verbindet. «Mein Haus ist weg», sagt der Fahrer. «Meins auch», sagt Skowron. «Das tut mir sehr leid», entgegnet der Fahrer. Ein lakonischer Wortwechsel angesichts dessen, was sie verloren haben. Viele wirken wie unter Schock.
Keine Versicherung bietet Hand
Einsatzkräfte und freiwillige Helfer arbeiten zusammen, auch weiter unten am Pacific Highway. Und in Los Angeles trifft man auch Hollywoodstars unter ihnen, wie Jennifer Garner, die in der Nähe wohnt. «Wir müssen in Gottes Namen zusammenstehen, die Helfer unterstützen und herausfinden, wie wir alles am besten wieder aufbauen», sagt sie.
Mein Haus ist weg. – Meins auch.
Bis der Ort wieder aufgebaut ist und die Gemeinschaft zurückkommt, dürfte es allerdings Jahre oder Jahrzehnte dauern. Dazu kommt: An Orten wie diesem mit hoher Brandgefahr war es schon zuvor sehr teuer und oft schwierig, sein Haus zu versichern. Das dürfte für den Wiederaufbau eine grosse Hürde werden.
Manche überlegen sich nun, wegzuziehen. «Die Versicherungen zahlen eh nie so viel, wie der Wiederaufbau kostet», sagt der Autofahrer. Seine Versicherung hat ihm erst kürzlich gekündigt - doch zu seinem Glück im Unglück ist sein Haus für diesen Brand noch gedeckt.
Kleines Glück im Unglück
Auch die Katzenbesitzerin Yolanda Marques hat es schliesslich zu ihrer Strasse geschafft. Als sie in Richtung ihres Hauses hinuntergeht, werden ihre Augen immer grösser. «Das war das Haus meiner Nachbarn John und Julie. Sie lebten ihr Leben lang hier», sagt sie und zeigt auf einen Kamin in einem Trümmerhaufen.
Dann dreht sie sich um: «Und das ist mein Haus. Das ist ein Wunder!» Ihr Haus hat das Feuer unversehrt überstanden. Nur den Gartensitzplatz hat das Feuer erreicht.
Von ihrem Haus blickt sie über eine apokalyptische Szene. Doch die Katzen sind wohlauf – sie werden in eine Transporttasche gesteckt und mitgenommen. So gibt es auch Lichtblicke inmitten der Verzweiflung darüber, was mit der Heimat geschehen ist.