Was John Bolton schreibt, kann sein, aber auch nicht. Das neokonservative Alphatier überlebt schon lange in Washingtons Haifischbecken und ist ein gewiefter Taktiker. Präsident Trump tweetet, Boltons Buch sei eine Sammlung von Lügen.
Der Titel des fast 600-seitigen Buchs, «The Room where it happened», ist nicht übertrieben. Bolton war im Raum, wo es geschah. Als Sicherheitsberater ging er im Oval Office ein und aus. Er war beim Ukraine-Telefon dabei, das zum Impeachment-Prozess gegen Trump führte. Er war zwischen April 2018 und September 2019 bei fast allen Treffen mit Staatsoberhäuptern dabei. Sein 17-monatiger Dienst als Sicherheitsberater endete im Zerwürfnis mit dem Präsidenten.
Auch Demokraten erhalten Kritik
Frühere Berater mit dicken Egos, die man ohne Würden entlässt, können zum Risiko werden. Boltons Buch ist eine massive Ohrfeige für Donald Trump, präzis ausgeführt anhand von minutiösen Notizen, die Bolton während seiner Zeit im Weissen Haus aufzeichnete, wohl im Wissen, dass sie sich in einen lukrativen Buchvertrag ummünzen lassen.
John Bolton geht aber auch mit den Demokraten hart in Gericht. Das Impeachment im Repräsentantenhaus sei ein missbräuchlicher «Blitzkrieg» gewesen und die Untersuchungen überdies taktisch falsch auf das eine Ukraine-Telefonat fokussiert. Bolton weigerte sich, ohne Zwangseinladung im Impeachment-Prozess als Zeuge aufzutreten, was ihm viele Demokraten übelnahmen. Genug Material für ein Impeachment sei vorhanden gewesen, meint Bolton nun in seinem Buch.
Honorar in Gefahr
Das US-Justizdepartement hat kurz vor Publikationstermin beim Bundesgericht in Washington Klage eingereicht. Rechts-Experten halten es für unwahrscheinlich, dass das Gericht die Publikation eines Buchs stoppt, welches bereits mit 100'000 Ansicht-Exemplaren im Umlauf ist.
Eher könnte Bolton sein 2-Millionen-Honorar verlieren, falls das Gericht entscheidet, er habe seinen Verschwiegenheitsvertrag mit der US-Regierung gebrochen.