Was wurde Prinz Charles schon in der Vergangenheit belächelt – als Baumumarmer oder Pflanzenflüsterer. «Für seine Liebe zur Natur hat er sich einiges anhören müssen», schmunzelt Mike Burks. Er ist selbst Pflanzenliebhaber und Inhaber dreier Gartencenter in der Grafschaft Dorset im Südwesten Englands. «Doch heute sind Charles’ Ideen zu naturnahem Gärtnern oder ökologischer Landwirtschaft längst im Mainstream angekommen.»
Mike Burks hat Charles in den letzten 20 Jahren mehrmals getroffen – als dieser als Duke of Cornwall begann, seine Vorstellungen von nachhaltigem Bauen umzusetzen. Daraus entstand das Städtchen Poundbury im Westen von Dorchester.
Kunststoff hat in Charles’ Modellstädtchen nichts verloren
Charles stellte dafür Boden seines Herzogtums Cornwall zur Verfügung und liess auf der grünen Wiese eine Kleinstadt für rund 5000 Menschen errichten. Die letzte Etappe ist im Bau und soll 2025 fertiggestellt sein.
Es sind zwei- bis viergeschossige Häuser in traditioneller Bauweise, aus Stein und Holz. Häuser mit Glasfassaden gibt’s keine. Auch Kunststoff ist auf Charles’ Geheiss aufs Minimum reduziert worden: Fenster und Türen müssen aus Holz sein.
Im Herzen von Poundbury, in einer ehemaligen Scheune, betreibt Mike Burks ein Gartencenter. Prinz Charles hat «The Poundbury Gardens» 2006 feierlich eröffnet. Schon während der Umbauarbeiten habe er mehrmals vorbeigeschaut, erzählt der Inhaber.
Charles ist Eigentümer der Liegenschaft und damit indirekt Burks Vermieter. «Er interessierte sich für jedes Detail. So fragte er, was wir mit den alten Ziegeln vorhätten, die wir vom Scheunendach heruntergeholt hatten. Er drängte darauf, dass wir sie wiederverwerteten. Und Charles wollte auch wissen, wie das Gartencenter geheizt werde und ob wir das Regenwasser sammeln.» Burke schmunzelt: «Vor jedem Besuch bereitete ich mich minutiös auf die Befragung durch den Prinzen vor.»
Steuerfreies Milliardenerbe
Das Herzogtum Cornwall ist Charles im Alter von drei Jahren in den Schoss gefallen, als seine Mutter, Elizabeth II., auf den britischen Thron kam. Damit wurde Charles zum Grossgrundbesitzer von 534 Quadratkilometern, was in etwa der Fläche des Kantons Basel-Landschaft entspricht.
Es ist in erster Linie ein Immobilienimperium im Wert von umgerechnet rund einer Milliarde Franken. Das Herzogtum ist von Unternehmens- und Gewinnsteuern befreit. Es erzielte im vergangenen Jahr gemäss Recherchen der Zeitung «The Guardian» einen Überschuss von 23 Millionen Franken.
Das Geld ging als private Einkünfte an den Duke of Cornwall – an Charles. Darauf bezahle er Einkommensteuern, betont das Duchy auf seiner Webseite. Allerdings: Die königliche Familie bezahlt seit 1993 lediglich «freiwillig» Einkommensteuern. Zu welchem Steuersatz und wie viel, ist nicht bekannt.
Das kommt bei einigen Bewohnerinnen von Poundbury nicht gut an. «Wir haben der königlichen Familie in der Vergangenheit vieles durchgehen lassen, zum Beispiel, dass sie keine Erbschaftssteuern bezahlen müssen», sagt Rentnerin Jerry Gray beim Kaufen von Setzlingen im Gartencenter von Poundbury. «Mit dem Tod der Queen geht eine Ära zu Ende. Nun müssen wir den Steuerdeal der Windsors neu diskutieren.»