- Bei den Regionalwahlen in Schottland hofft die Pro-Unabhängigkeitspartei SNP von Regierungschefin Nicola Sturgeon weiter auf eine absolute Mehrheit.
- Experten konnten nach der Auszählung von gut 30 Wahlbezirken jedoch auch am Freitagabend noch keine klare Prognose für den Ausgang abgeben.
- Bis dahin konnte die Schottische Nationalpartei (SNP) bereits gut zwei Dutzend ihrer bisherigen Sitze verteidigen sowie der Konservativen Partei des britischen Premierministers Boris Johnson und der Labour-Partei je ein Mandat abjagen.
Sturgeon, die ihr Direktmandat im Süden Glasgows mit einer klaren Mehrheit verteidigte, will ein weiteres Unabhängigkeitsreferendum ausrufen und Schottland in die Eigenständigkeit führen. Die Wahl gilt deshalb als richtungsweisend für die Zukunft des gesamten Vereinigten Königreichs. Die Regierungschefin hofft auf einen klaren Wahlsieg, um mehr Druck auf London ausüben zu können. Mit endgültigen Ergebnissen wurde erst am Samstag gerechnet, die Wahlbeteiligung lag der BBC zufolge mit rund 64 Prozent deutlich höher als zuletzt.
Der britische «Super-Wahltag», bei dem am Donnerstag nicht nur in Schottland und Wales neue Regionalparlamente gewählt wurden, sondern auch zahlreiche Bürgermeister und ein neu zu vergebendes Mandat im Unterhaus, verlangte Beteiligten wie Beobachtern viel Geduld ab: Wegen der Corona-Pandemie wurden keine Nachwahlbefragungen durchgeführt und der Auszählungsprozess umstrukturiert, so dass einige Ergebnisse erst mehrere Tage nach der Wahl erwartet wurden.
Konservative mit deutlichen Zugewinnen
In Wales gingen Beobachter von einem Wahlsieg der Labour-Partei von Regierungschef Mark Drakeford aus. Anderswo musste die Labour-Partei herbe Verluste hinnehmen: Besonders schmerzhaft war die Niederlage der Sozialdemokraten in der Nordsee-Stadt Hartlepool, die seit Jahrzehnten als traditionelle Labour-Hochburg galt. Erstmals jagte nun Johnsons Konservative Partei Labour bei einer Nachwahl das Unterhausmandat in der nordostenglischen Stadt ab. Der Premier eilte sogleich in den Norden, um der Gewinnerin zu gratulieren.
Auch bei den Kommunalwahlen in weiten Teilen Englands zeigte sich in Gegenden, die mehrheitlich für den Brexit gestimmt hatten, eine Wählerbewegung zu den Konservativen. Damit wurde ein Trend bestätigt, der bereits bei der Parlamentswahl vor zwei Jahren eingesetzt hatte und Johnson einen grossen Sieg beschert hatte. Labour-Parteichef Keir Starmer kündigte als Reaktion auf die absehbare Niederlage an, die Partei grundlegend verändern zu wollen. Starmer hatte versucht, das Thema Brexit zu meiden und so die Partei für die traditionelle Anhängerschaft in Nordengland wieder wählbar zu machen. Doch diese Strategie gilt nun als gescheitert.
Resultat von London erst am Sonntag
Auf einen wichtigen Sieg kann Labour noch in der britischen Hauptstadt hoffen: Bei der Bürgermeisterwahl in London wird mit einem Sieg von Amtsinhaber Sadiq Khan gerechnet. Doch die Auszählung dieser Stimmen dürfte sich voraussichtlich bis Sonntag hinziehen.