Die jemenitische Währung zerfällt, die Wirtschaft steht wegen des Kriegs vor dem Zusammenbruch, 80 Prozent der Bevölkerung sind in der einen oder anderen Form auf humanitäre Hilfe angewiesen.
Meritxell Relano leitet die Operationen des UNO-Kinderhilfswerks Unicef in Jemen. Sie erlebt jeden Tag in direkter Anschauung, was das heisst. Am Telefon berichtet sie aus der jemenitischen Hauptstadt Sanaa von Eltern, die mit sterbenden Kleinkindern auf dem Arm zu spät zum Spital kommen, weil sie das Geld für den Transport nicht rechtzeitig auftreiben konnten.
Sie berichtet davon, dass viele Kinder aus der Pflege entlassen, sogleich wieder krank werden, weil sie zuhause kein sauberes Wasser und kaum noch zu Essen haben.
Die Kämpfe müssten sofort aufhören.
Die Not sei im ganzen Land gross. Praktisch die Hälfte der jemenitischen Bevölkerung sei inzwischen unmittelbar von Hunger bedroht, schätzt die UNO. «Die Kämpfe müssten sofort aufhören», sagt die Chefin von Unicef in Jemen. Sie ist nicht allein.
Fall Khashoggi als Wendepunkt?
Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman ist die treibende Kraft hinter einer Militärkoalition in Jemen. Sie kämpft gegen die Huthi-Rebellen, die von Iran unterstützt werden.
Seit das saudische Königshaus wegen der Ermordung des Regimekritikers Jamal Khashoggi in die Defensive geriet, äussert sich plötzlich auch die internationale Diplomatie viel kritischer zum Jemenkrieg. Die USA und Grossbritannien, die grössten Waffenlieferanten Saudi-Arabiens, sind unter den Stimmen, die neuerdings am lautesten die Rückkehr an den Verhandlungstisch fordern.
Fragile Waffenruhe um Hudeida
Um die umkämpfte Hafenstadt Hudeida herum gilt seit ein paar Tagen eine Waffenruhe. Sie ist fragil. Wird sie der Anfang zu einem politischen Prozess? Nichts ist ungewisser. Es gibt Kräfte in der Region und in Jemen selbst, die weiterhin glauben, von den Kämpfen und dem Chaos zu profitieren.
Aber es gibt auch dieses neue internationale Klima, die diplomatischen Appelle. Der letzte Gesprächsversuch in Genf scheiterte im September, bevor er richtig begann. Martin Griffiths, der Sondervermittler der UNO für Jemen, sagte am Wochenende, er habe Zusicherungen von allen Kriegsparteien für ein Treffen in Schweden. Wann genau, ist offen. Es solle «in Kürze» stattfinden, sagte der Sondervermittler nur.