Eine chinesische Journalistin kommentiert den BBC-Beitrag über Xinjiang. «China Daily», das englischsprachige Parteimedium, wirft der BBC in einem eigenen Beitrag vor, Falschmeldungen zu verbreiten. Die BBC würde Dinge erfinden. Etwa, dass ihre Journalisten von der Polizei bei der Arbeit behindert würden. Im Beitrag von «China Daily» bestreitet denn auch eine chinesische Polizistin die Vorwürfe der BBC.
Die chinesische Regierung sei sich zunehmend über die Macht der sozialen Medien bei der Meinungsbildung im Ausland bewusst, sagt Yun Jiang, Direktorin des China Policy Center in Canberra: «Die dominante Meinung in westlichen Ländern ist, dass China in Xinjiang einen Genozid begeht und die Menschenrechte dort krass verletzt.»
China wolle hier alternative Sichtweisen anbieten, so Yun Jiang weiter. «Besonders für jene Leute, die bereits mit China sympathisieren. Diese können dann gegenüber anderen auf diese Videos verweisen.»
Die Ironie dabei: Um ein westliches Publikum zu erreichen, nutzt China ausgerechnet Social-Media-Plattformen wie Twitter, Facebook oder Youtube. Plattformen also, die in China selbst gesperrt sind, nutzen die chinesischen Behörden für ihre internationale Propaganda.
Ein Grossteil der Han-Chinesinnen und -Chinesen unterstützt das Vorgehen der Regierung gegen die uigurische Minderheit.
Doch wie erfolgreich ist diese Propaganda in Bezug auf sind Xinjiang? Beschränkt erfolgreich, sagt Yun Jiang. Der chinesischen Regierung dürfte nämlich bewusst sein, dass sie damit nicht einfach die vorherrschende Meinung ändern könne.
Aber: «Auch chinesische Diplomaten im Ausland können auf solche Videos verweisen.» So habe erst kürzlich ein chinesischer Diplomat ein Video eines Australiers in einer Rede zitiert. Als Beweis dafür, dass es in Xinjiang keine Menschenrechtsverletzungen gebe. Von jenem Mann, der Velotouren in Xinjiang machte und zum Schluss kam, er habe dort keine Lager gesehen. Die Vorwürfe gegen China seien also nicht wahr.
Fürsprecher aus dem Westen
Aussagen, die von Chinas Auslandsmedien wie CGTN jene dankbar aufgenommen wurden. Die uigurische Bevölkerung zähle allein in Xinjiang mehr als 12 Millionen Menschen.
Und diese Menschen seien so frei wie alle anderen, sagt der US-Amerikaner Mario Cavolo in einem Videointerview mit dem englischsprachigen Parteimedium «China Daily». Cavolo arbeitet beim Center for China and Globalization und verteidigt Chinas Regierung regelmässig. Auch dies sein Video auf Englisch, in erster Linie fürs westliche Ausland gedacht.
Solche Videos würden sich inhaltlich von jener Propaganda unterscheiden, die aufs Inland abziele, also auf das heimische Publikum, sagt Yun Jiang. «Struktureller Rassismus, Rassismus allgemein, insbesondere gegen Minderheiten in China, ist nicht etwas, dessen sich die Menschen in China wirklich bewusst sind.»
Han-Chinesen für Vorgehen in Xinjiang
Im Gegenteil: Viele der Han-Chinesinnen und -Chinesen würden das Vorgehen der Regierung gegen die uigurische Minderheit unterstützen. Videos für ein ausländisches Publikum würden sich deshalb viel mehr auf Themen wie Menschenrechte konzentrieren.
Wie effektiv solche Videos im Ausland langfristig sind, lässt sich nur schwer sagen. Doch Chinas Regierung, die wegen der Zustände in sind Xinjiang international am Pranger steht, lässt nichts unversucht, ihre Sicht der Dinge darzulegen. Wohl in der Hoffnung, dass diese bei möglichst vielen Zuschauerinnen und Zuschauern verfängt.