Seit letzter Woche protestieren Chinesinnen und Chinesen gegen westliche Modemarken, die sich von Baumwolle aus Xinjiang distanziert hatten. Im Zentrum der Proteste und Boykottaufrufe steht der schwedische Moderiese Hennes & Mauritz (H&M).
Das zeigt sich auch im Jingpin-Warenhaus in Shanghais Stadtzentrum, wo die H&M-Filiale auf drei Stockwerken präsent ist. Anders als sonst gibt es hier aber keine Schlangen vor den Umkleidekabinen, und auch an der Kasse steht niemand an.
Man kann doch nicht mit den Chinesen Geld verdienen wollen und gleichzeitig schlecht über sie reden.
Lediglich zwei Kundinnen sind zu sehen, die sich Blusen anschauen. Auf die Frage, wieso sie hier seien und ob sie von den Boykottaufrufen gehört hätten, lachen sie etwas verlegen und beteuern: Sie würden sich hier nur umsehen, aber selbstverständlich nichts kaufen. Die Boykotte gegen H&M finden sie richtig: Mit Chinesen Geld verdienen wollen und gleichzeitig schlecht über Chinesen reden, das gehe doch nicht.
Chinesische Jugendliga heizte Stimmung an
Es geht um ein Statement von H&M vom letzten Jahr, als sich das Unternehmen öffentlich von der Baumwolle aus Xinjiang distanziert hatte. Dies nach Vorwürfen der Zwangsarbeit durch muslimische Uiguren in Xinjiangs Baumwollindustrie. In China selbst war dieses Statement damals kein grosses Thema.
Das änderte sich letzte Woche, als die kommunistische Jugendliga H&M dafür in den sozialen Medien anprangerte. «Raus aus China», schrieben erboste Kommentatorinnen und Kommentatoren. Die sonst eifrigen Online-Zensoren schritten nicht ein. Stattdessen schürten auch die Staats- und Parteimedien die Empörung.
Chinesische Werbeträger distanzierten sich von H&M. Auf mehreren Online-Einkaufsplattformen verschwand das Unternehmen. Kartendienste von Baidu und Apple zeigten in China keine H&M-Filialen mehr an.
Regime profitiert
Die öffentliche Empörung und der Boykott nützt der chinesischen Regierung gleich in mehrerer Hinsicht: Im Inland lenkt der Boykott ab von den Anschuldigungen wegen der Menschenrechtsverletzungen und stellt das Thema als Angriff des Westens auf China dar.
Und gegenüber dem Ausland dient der Fall H&M als abschreckendes Beispiel. Die Botschaft an internationale Firmen: Legt Euch bloss nicht mit China an.