Die Olympischen Winterspiele dürften nicht politisiert werden, sagt die chinesische Regierung. Diesen Standpunkt vertritt auch das Internationale Olympische Komitee (IOC). Auch die Athletinnen und Athleten sollen laut IOC während der Spiele keine politischen Statements abgeben.
Dafür zeigt der Hongkonger Menschenrechtsaktivist Johnson Yeung kein Verständnis. «Die Spiele an sich sind ja politisch», sagt Yeung. Dank der Olympischen Spiele würden die austragenden Nationen einen Stolz in der eigenen Bevölkerung erzeugen und könnten ihre Stärke demonstrieren.
«Menschenrechtslage schlechter»
Auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch beobachtet die Entwicklungen in China mit Sorge. 2008 wurden die Olympischen Sommerspiele in Peking ausgetragen. Die Menschenrechtssituation habe sich seither deutlich verschlechtert, sagt Sophie Richardson, China-Direktorin von Human Rights Watch.
Damals hätten weder ihre Organisation noch andere Menschenrechtsorganisationen oder Regierungen vorhergesehen, dass zwölf Jahre später eine Million Menschen in Xinjiang eingesperrt würden – aufgrund ihrer ethnischen oder religiösen Identität. Genau das passiere aber jetzt, so Richardson.
Das Internationale Olympische Komitee wisse über die Vorgänge in Xinjiang Bescheid, auch dass Chinas Behörden die staatliche Überwachung ausweite und friedliche Kritiker zum Schweigen bringe.
Kein Boykott-Aufruf
Von einem Boykott der Spiele will Human Rights Watch dagegen nichts wissen – auch Johnson Yeung nicht. Der Druck auf die chinesische Regierung müsse aber aufrechterhalten werden. Dies gelte auch für die Sponsoren und offiziellen Partner des IOC und der Olympischen Spiele. Wie etwa Coca-Cola, Airbnb oder die Schweizer Uhrenmarke Omega.
Es werde zwar immer schwieriger, sagt Yeung, die chinesische Regierung mit Kritik zu konfrontieren, dies bedeute aber nicht, dass die betreffenden Unternehmen nicht für ihre Werte einstehen sollten.
Dass sich internationale Unternehmen kritisch zu Chinas Menschenrechten äussern, ist jedoch unwahrscheinlich. Zu wichtig ist der chinesische Markt, und zu gross die Gefahr bei China in Ungnade zu fallen. Der Uhrenhersteller Omega wollte sich auf Anfrage von SRF nicht zum Thema äussern.