Sportfunktionäre streben in der Regel nach Macht. Um die eigene Wichtigkeit zu unterstreichen, zeigen sie sich gerne mit den Mächtigen dieser Welt. Und unter wem die – dank Einnahmen aus Übertragungsrechten und Sponsorengeldern – lukrativen Sportgrossanlässe stattfinden, spielt den Funktionären letztlich nicht so eine Rolle.
In Demokratien wird es letztlich aber immer schwieriger, Grossanlässe durchzuführen – wegen des politischen Widerstandes. Also sind auch Diktaturen als Gastgeber willkommen. Auch, weil dort alles unkomplizierter sei als in Demokratien, wie sich Gian Franco Kasper, Präsident des Internationalen Skiverbandes (FIS), einst ausdrückte.
So finden im kommenden Jahr zum zweiten Mal innert vierzehn Jahren Olympische Spiele in China statt. Die Fussball-Weltmeisterschaft wird in Katar ausgetragen, und die diesjährige Bahnrad-WM wurde nach Turkmenistan vergeben. Den Diktatoren kommt der Glanz internationaler Sportanlässe natürlich gelegen.
Kann man Sport und Politik trennen?
Wird Kritik an solchen Vergaben laut, heisst es vonseiten der Funktionäre immer wieder, man müsse Sport und Politik trennen. Dass aber die Veranstalter das eben gerade nicht trennen, zeigt unter anderem das staatlich organisierte Doping an den Olympischen Spielen im russischen Sotschi. Russland war jedes Mittel recht, um möglichst viele russische Sportlerinnen und Sportler zu Medaillengewinnern zu machen.
Sportfunktionäre betonen die Trennung von Sport und Politik auch immer wieder, um sich nicht zu Menschenrechtsfragen äussern zu müssen. Da sind sie aber nicht die Einzigen. Ähnliche Strategien zeigen sich auch in der Wirtschaft, wenn es um problematische Geschäfte geht.
Selbstwahrnehmung als Staatsmänner
Aber obwohl Sportfunktionäre auf der Trennung von Sport und Politik bestehen, wollen sie jeweils von den Veranstaltern nicht als Sportvertreter, sondern wie Staatsoberhäupter empfangen und behandelt werden.
Oder wie es der frühere Fifa-Präsident Sepp Blatter in einer SRF-Doku ausdrückte: «Den Status eines Staatspräsidenten kann man sich nicht einfach so erheischen. Das geht zusammen mit der Entwicklung des Fussballs und seinem Stellenwert. Wenn man in unserer Gesellschaft sieht, dass der Fussball heute direkt oder indirekt eine Milliarde Menschen berührt, ist er auch ein politischer Faktor. Und darin bewegt sich der Chef des Fussballs.»
Sponsoren und Zuschauer entscheiden mit
Das allerdings hinderte seinerzeit die Fifa unter Sepp Blatter nicht daran, Fussball-Weltmeisterschaften nach Russland und Katar zu vergeben. Druck auf die Vergabe von Sportanlässen können höchstens Sponsoren machen. So wie jüngst der Autohersteller Škoda, der angekündigt hatte, im Fall einer Eishockey-WM in Belarus nach 28 Jahren als WM-Sponsor auszusteigen.
Das hat sicher dazu beigetragen, dass der Entscheid gegen Belarus so schnell gefallen ist. Man darf gespannt sein, wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer nächstes Jahr während der Fussball-WM den Fernseher nicht einschalten, weil die WM in Katar stattfindet.