Zum Inhalt springen

Angriffe auf Israel Seit mehr als 70 Jahren schwelt der Nahostkonflikt

Die Region kommt seit Jahrzehnten nicht zur Ruhe – seit der Gründung Israels nach dem Zweiten Weltkrieg. Eine Chronologie.

Seit Gründung des Staates Israel vor mehr als 70 Jahren kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg – für die Palästinenser hingegen der Beginn der «Nakba» (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung.

Die Vorgeschichte des Nahostkonflikts

Box aufklappen Box zuklappen

Bereits in der Bronzezeit (3000 v. Chr.) bevölkerten Kanaaniter das Gebiet im heutigen Palästina. Sie sind die ältesten bekannten Bewohner des palästinensischen Gebiets und der südwestlich-syrischen Region, des biblischen Landes Kanaan. Nach der Darstellung der Bibel war König Salomon der Herrscher des vereinigten Königreichs Israel und Erbauer des ersten jüdischen Tempels in Jerusalem. Das Ende dieser ersten Tempelperiode war der Anfang der jüdischen Diaspora. Die Zeit der Fremdherrschaft beginnt, unter anderem durch die Römer, Byzantiner, Araber und schliesslich durch die Osmanen bis ins Jahr 1917.

Während des Ersten Weltkriegs beschlossen der Herrscher von Mekka und das Britische Empire in einem Briefwechsel – der sogenannten Hussein-McMahon-Korrespondenz –, zukünftig zusammenzuarbeiten. Das gemeinsame Ziel: Die Osmanische Herrschaft über den Nahen Osten zu beenden. Im geheimen Sykes-Picot-Abkommen vereinbarten Grossbritannien und Frankreich zudem die Aufteilung des Nahen Ostens nach Kriegsende. 1917 erklärte der britische Aussenminister Arthur James Balfour seine Sympathie mit den Zionistinnen und Zionisten und versprach ihnen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina. Als Palästina wurde damals das gesamte Gebiet südlich des heutigen Syrien bezeichnet. 1917 eroberten britische Truppen die Region, gleichzeitig zerbrach das Osmanische Reich.

1920 erhielt Grossbritannien vom Völkerbund ein Mandat für Palästina und Transjordanien, das Palästina angegliedert wurde. Die fortdauernde Einwanderung europäischer Jüdinnen und Juden sowie die Ablösung der einen fremden Macht – der Osmanen – durch eine andere – die Briten – führte bei der ansässigen arabischen Bevölkerung zu Missmut und Widerstand. Gleichzeitig drängten Zionistinnen und Zionisten darauf, einen eigenen Staat in Palästina zu errichten.

29. November 1947: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen den Plan ab.

14. Mai 1948: David Ben Gurion verliest Israels Unabhängigkeitserklärung in Tel Aviv. Am Tag darauf erklären die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrössern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700'000 Palästinenser fliehen.

Gurion liest vor, am Tisch sitzen Männer.
Legende: David Ben Gurion verliest 1948 die Unabhängigkeitserklärung Israels. Keystone Archiv

Oktober 1956: In der Suez-Krise kämpfen israelische Truppen an der Seite Frankreichs und Grossbritanniens um die Kontrolle des Suezkanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte.

Juni 1967: Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.

Israelische Panzer in der Wüste.
Legende: Im Sechstagekrieg fügt Israel seinen arabischen Nachbarn eine schwere militärische Niederlage bei. Keystone Archiv

Oktober 1973: Eine Allianz arabischer Staaten unter Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nur unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

März 1979: Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schliessen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag.

Die drei Staatsmänner lachen und geben sich die Hände.
Legende: 1979: Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat (links) schliesst unter Vermittlung von US-Präsident Jimmy Carter (Mitte) Frieden mit Israels Ministerpräsident Menachem Begin. Keystone Archiv

Juni 1982: Beginn der Operation «Frieden für Galiläa». Israel greift Stellungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Libanon an und marschiert ins Nachbarland ein.

September 1982: Christliche libanesische Milizionäre verüben in einem palästinensischen Flüchtlingslager das Massaker von Sabra und Schatila – in Sichtweite israelischer Kontrollposten. Israels Verteidigungsminister Ariel Scharon wird eine politische Mitverantwortung angelastet.

Dezember 1987: Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands («Intifada»).

September 1993: Israels Ministerpräsident Izchak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

Rabin, Clinton, Arafat.
Legende: 1993 unterzeichnen Rabin und Arafat den Osloer Friedensvertrag. Der damalige US-Präsident Bill Clinton reist als Garant an. Zwei Jahre später wird Rabin von einem extremistischen Israeli ermordet. Reuters

4. November 1995: Rabin wird nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fanatiker erschossen.

September 2000: Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Scharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.

2002: Israel beginnt mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

Mauer und Häuser.
Legende: 2003 begann Israel mit dem Bau einer Sperrmauer. So soll verhindert werden, dass Palästinenser aus dem Westjordanland unkontrolliert ins israelische Kernland gelangen können. Keystone

August 2005: Gegen den Widerstand der Siedler räumt Israel alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.

Juli 2006: Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

Juni 2007: Die radikal-islamische Hamas vertreibt in einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen.

Jahreswende 2008/2009 bis August 2014: In drei Konflikten bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gazastreifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch Israels und der Palästinenserführung von Abbas, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren.

Dezember 2017: US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung stösst international auf heftige Kritik.

Protestierende fliehen vor Tränengas.
Legende: Bei wochenlangen Protesten an der Grenze zu Israel werden Dutzende Palästinenser im Gazastreifen erschossen. Reuters

Frühjahr 2018: Am Grenzzaun zwischen Israel und Gazastreifen beginnen wochenlange Demonstrationen von Palästinensern für das Recht auf Rückkehr ins Gebiet des heutigen Israels. Mehr als 100 Protestierende werden von der Armee erschossen. Die USA eröffnen ihre Botschaft in Jerusalem.

Januar 2020: Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu präsentieren einen Nahost-Friedensplan. Die Palästinenser sehen das Völkerrecht verletzt und lehnen ihn ab.

Mai 2021: In Jerusalem kommt es zu schweren Zusammenstössen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Aus dem Gazastreifen werden zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert, das mit massiven Luftangriffen reagiert. Die Kämpfe dauern 11 Tage an, wobei mindestens 250 Menschen im Gazastreifen und 13 in Israel getötet werden.

August 2022: Bei einem israelischen Luftangriff wird ein hochrangiger Kommandant der Al-Aksa-Brigaden getötet. In den drei Tage andauernden Kämpfen, die folgen, kommen mindestens 44 Menschen ums Leben, darunter 15 Kinder.

Januar 2023: Die Organisation der Islamische Dschihad in den palästinensischen Gebieten feuert zwei Raketen auf Israel ab, nachdem israelische Truppen ein Flüchtlingslager angegriffen und sieben bewaffnete Palästinenser und zwei Zivilisten getötet haben. Die Raketen lösen in den grenznahen israelischen Gemeinden Alarm aus, fordern aber keine Opfer. Israel antwortet mit Luftangriffen auf den Gazastreifen.

Feuerwehrleute arbeiten daran, Feuer zu löschen.
Legende: Mehr als 2000 Raketen sollen bei den neuesten Ausschreitungen im Oktober auf israelische Ortschaften abgefeuert worden sein. REUTERS/Amir Cohen/ TPX

7. Oktober 2023: Die Hamas startet mit einer Überraschungsoffensive den seit Jahren grössten Angriff auf Israel. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu spricht von Krieg. Das israelische Militär fliegt Luftangriffe auf den Gazastreifen. Bei den Kämpfen sind Medienberichten zufolge innerhalb weniger Stunden mindestens 40 Menschen in Israel getötet worden. Laut dem palästinensischen Gesundheitsministerium sind es mindestens 160 Tote in den palästinensischen Gebieten. Hunderte wurden zudem verletzt.

Hinweis

Box aufklappen Box zuklappen

Dieser Artikel wurde erstmals im Mai 2021 publiziert und im Zusammenhang mit den neuesten Ereignissen im Oktober 2023 aktualisiert.

Tagesschau, 7.10.2023, 13 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel