Eine halbe Milliarde Dollar hat Bloomberg bisher allein in die Werbung für seine Kampagne gesteckt, ohne mit der Wimper zu zucken. Nach der gestrigen Enttäuschung zieht er sich aus dem Rennen zurück, faktenbasiert und emotionslos, wie man es von ihm gewohnt ist. «Vor drei Monaten stieg ins Rennen, weil ich Donald Trump besiegen wollte. Und jetzt steige ich aus demselben Grund aus,» lässt der Medien-Mogul und ehemalige New Yorker Stadtpräsident in einem Communiqé verlauten.
Es folgt der Showdown
Seine teure Wahlkampfmaschine stellt Bloomberg nun in den Dienst der Biden-Kampagne. Für den schwerreichen Unternehmer gilt es nicht nur Präsident Trump zu besiegen, sondern auch den pointiert Linken Bernie Sanders zu verhindern. Für Biden – und die Demokraten – könnte Bloombergs Kapital im Kampf gegen Trump matchentscheidend werden. Die Ressourcen von Bloomberg sind quasi grenzenlos.
Nun kommt es in den demokratischen Vorwahlen also zum Showdown zwischen Joe Biden und Bernie Sanders. Das bisweilen verzettelt wirkende demokratische Kandidatenfeld hat sich rund um den Super Tuesday in einer Art Kettenreaktion konsolidiert. Die Demokraten haben eine neue Schlagkraft entwickelt, mit zwei Kandidaten, die klare, unterschiedliche Profile aufweisen und unterschiedliche Wählersegmente ansprechen.
Bidens Botschaft findet Gehör
Der Linke Bernie Sanders vereint die Jugend hinter sich; die Liberalen und Progressiven haben ihm in Kalifornien einen deutlichen Sieg beschert. Zudem geniesst er das Vertrauen der Latino-Wähler und -Wählerinnen. Er spricht Neu- und Nicht-Wählende an und hat eine Bewegung geschaffen, die von einer gerechteren Gesellschaft zu träumen wagt.
Der Mitte-Kandidat Joe Biden geniesst als ehemaliger Vize-Präsident von Obama die Unterstützung der Afro-Amerikaner. Aber er kann auch bei den gemässigten Wechselwählenden in den weissen Vorstädten punkten – sowie bei der Arbeiterschaft in Minnesota, Massachusetts und Oklahoma. Biden hat während seines erstaunlichen Comebacks seine Botschaft schärfen können: Anstand, Bescheidenheit und Effizienz erhebt er zu seinen Markenzeichen. Eine Botschaft, die in der Ära Trump Gehör findet.
Bis Ende März finden in weiteren zwölf Bundesstaaten Vorwahlen statt. Es könnte sich nun schnell herauskristallisieren, wer gegen Präsident Trump am 3. November antritt. Eines ist schon jetzt klar, die demokratische Basis ist mobilisiert – und wie. Die Wahlbeteiligung war vehement, bisweilen historisch – etwa in Virginia, wo doppelt so viele Wähler und Wählerinnen an die Urne strömten als bei den Vorwahlen vor vier Jahren. Dieses Phänomen ist heute bei den Polit-Strategen der Trump-Kampagne wahrscheinlich das Hauptthema.