Die Füsse im kühlen Wasser. Der Blick gleitet übers Meer Richtung Horizont. Es riecht nach Sonnencreme. Irgendwo frittiert jemand Fisch. Man möchte diese Eindrücke festhalten, die Zeit anhalten. Doch aus der Zeit gefallen ist dieser italienische Strand leider nicht.
Luca, der hagere, langhaarige Bademeister, erklärt, wie das Virus den Strand verändert: «Statt 60 Sonnenschirme wie im letzten Jahr haben wir heute nur 50 aufgestellt.» Das heisst: weniger Gäste, weniger Einnahmen, dafür mehr Platz für die Badegäste, mehr Abstand.
Die Gäste sollen sich, wenn immer möglich, nicht frontal begegnen. Luca präzisiert: «Man geht links über die Treppe hinunter zum Strand und muss ihn über die rechte Treppe wieder verlassen.» Eine Maske muss man nicht tragen, nur in geschlossenen Räumen ist sie Pflicht.
Und um die Hygiene auf den Liegestühlen kümmert sich der Bademeister höchstpersönlich: «Wenn die Badegäste wechseln, bespritze ich die Stühle mit einer Alkohollösung, um allfällige Viren abzutöten.» Davon aber merken die Gäste wenig. Am Meer ist Italien heiter und fröhlich wie immer.
Das Geschäft läuft wieder
Ein Mann mit brauner, ledriger Haut zieht einen Wagen den Strand entlang. Er verkauft Schwimmringe und Luftmatratzen. Prall aufgeblasen und vor allem bunt sind sie ein Blickfang, nicht nur für Kinder.
Raffaella Chinappi führt das Hotel La Sirenella. Sie sagt: «Wir sind ausgebucht.» In der Vorsaison aber, im April und im Mai, blieb das Hotel geschlossen. Diesen Verlust, sagt Chinappi, vermöge das Hotel zu tragen, man habe Reserven.
Alles (fast) wie immer
Überhaupt sei die Stimmung gut, auch bei den Gästen. Wenn diese ankommen, meist aus Städten im Norden, merke man ihnen die Anspannung noch an. Doch dann, mit Blick aufs Meer, kehre das Lachen auf ihre Gesichter zurück.
Trotzdem gibt es Unterschiede zu früher: In der Lobby muss man Maske tragen und auch im Restaurant, bis man Platz genommen hat. Auch in den Zimmern wird peinlich für Hygiene gesorgt, sagt Chinappi: «Bei jedem Zimmerwechsel versprühen wir eine Chemikalie, die alles, selbst die Matratzen, desinfiziert.»
Rochus soll das Leben zurückbringen
Doch längst nicht alle setzen im Kampf gegen das Virus nur auf Wissenschaft und Rationalität. Unweit des Hotels, mit Sicht aufs Meer, steht malerisch die Kapelle San Rocco.
Die Kappelle ist Rochus, dem Pest-Heiligen geweiht. Neben dem Altar steht auf einer Tafel: Zünde gegen die Corona-Pest eine Kerze an. Und tatsächlich: da brennen ganz viele Lichter.