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Corona ist die Stunde der Kanzlerin
Aus Rendez-vous vom 30.04.2020. Bild: Imago
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Coronakrise in Deutschland Der Star der Stunde heisst Angela Merkel

Angela Merkel kandidiert 2021 nicht mehr. Trotzdem glänzt im Moment sie – und nicht einer ihrer möglichen Nachfolger.

Welches Gewicht Angela Merkel gegenwärtig in Deutschland hat, zeigt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) zusammen mit anderen Ökonomen. Am 15. April warnte Merkel zum Beispiel: «Was wir erreicht haben, ist ein Zwischenerfolg, nicht mehr und nicht weniger.»

Und sie betonte: «Es ist ein zerbrechlicher Zwischenerfolg.» Danach sei die Konsumneigung der Deutschen um 20 Prozent zurückgegangen, so das DIW. Selten haben Politikerinnen ein solch direkten Einfluss auf die Bevölkerung.

Auch in den internationalen Medien wird Merkel zurzeit gefeiert. Schon wird spekuliert, ob sie entgegen ihrer Ankündigung nochmals als Bundeskanzlerin antreten wird. Das allerdings ist unwahrscheinlich und widerspricht ihrem Naturell. Die Coronakrise allerdings entspricht exakt ihrem politischen Naturell. Merkel ist nüchtern, handelt als Naturwissenschaftlerin rational, folgt Fakten und präsentiert deswegen ihre Politik als alternativlos.

Politik auf Sicht ist Merkels Stärke

Merkel steht nicht im Verdacht, sich profilieren zu wollen. Hinzu kommt: Die Krise erlaubt keine grossen Visionen, sondern eine Politik, die auf Sicht fährt. Und genau das ist die Stärke, aber auch die Schwäche der CDU-Politikerin. Das ist ihre politische DNA.

Der frühere SPD-Vorsitzende Franz Müntefering brachte ihren Regierungsstil gegenüber SRF einst so auf den Punkt: «Wenn man in ein Flugzeug steigt, das sie lenkt, muss man keine Angst haben. Sie ist technisch sehr gut und du stürzt garantiert nicht ab. Das Problem ist: Du weisst nicht, wo du landest.»

Und schliesslich müssen auch die grossen Zentrifugalkräfte in dieser Coronakrise gebändigt werden, welche die EU existenziell bedrohen.

Zufälligerweise übernimmt Deutschland ab 1. Juli die EU-Ratspräsidentschaft. Das könnte möglicherweise ein Glücksfall für Europa sein, sagt der Berner Ökonom Thomas Straubhaar, der an der Universität Hamburg internationale Wirtschaftsbeziehungen lehrt, im Gespräch mit SRF.

Sichere Landung mit ihr garantiert

Dies, «weil mit Angela Merkel eine Persönlichkeit den EU-Ratsvorsitz haben wird, die einmal mehr bewiesen hat, dass sie in der Lage ist, höchst komplexe Herausforderungen mit einem gewissen Pragmatismus sehr effektiv zu handhaben», so Straubhaar. Corona ist also die Stunde der Kanzlerin.

Ob Merkel langfristige Lösungen – gerade in der EU – durchbringen wird, ist sehr fraglich. Aber wenn man in einem Flugzeug mit einem kaputten Triebwerk sitzt und einfach sicher landen will, ist sie die richtige Pilotin.

Rendez-vous, 30. April 2020, 12.30 Uhr

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