In Kosovo haben die Ansteckungen und die Hospitalisierungen aufgrund von Covid-19 zuletzt stark zugenommen. Das Land gilt in der EU deshalb als Hochrisikogebiet, von Reisen dorthin wird abgeraten. Das ist ein Problem für das Balkanland. Vjosa Osmani-Sadriu, die neue Präsidentin Kosovos, hat deshalb am Swiss Economic Forum (SEF) in Interlaken ihre Landsleute dazu aufgerufen, sich gegen Covid-19 impfen zu lassen.
Alle Kosovarinnen und Kosovaren in der Schweiz und in der Heimat sollen sich bitte gegen Covid-19 impfen lassen, so ihr Appell. Als eines der letzten Länder in Europa hatte der Kosovo erst diesen Frühling, nach den Wahlen, eine Impfkampagne gestartet. Trotzdem lockerte die neue Regierung diesen Sommer die Restriktionen, um Touristinnen und Touristen ins Land zu lassen und so an Devisen zu kommen.
Impfskepsis und fehlende Impfdosen
Osmani-Sadriu wehrt sich gegen den Vorwurf, dabei zu grosse Risiken eingegangen zu sein. Die Republik Kosovo habe ähnliche Lockerungen beschlossen wie andere Länder. Auch seien ihre Landsleute nicht grundsätzlich impfskeptischer als anderswo auf der Welt. Das sei eine Minderheit, die es noch zu überzeugen gelte. Die grosse Mehrheit der Bevölkerung wolle sich impfen lassen, so die 38-jährige Präsidentin.
Nur fehlten noch Impfdosen. Sie hoffe auf Lieferungen aus Ländern wie der Schweiz, um bis Ende Jahr 70 Prozent der Bevölkerung geimpft zu haben. Die Zeit drängt: Kosovo braucht Investitionen, um die Wirtschaft anzukurbeln. Und dabei ist der Stempel «Hochrisikogebiet» hinderlich.
Përparim Avdili, im Vorstand des FC Kosova und Zürcher Gemeinderat, ist geimpft und selbst in Kosovo und Nordmazedonien in den Ferien gewesen diesen Sommer. «Der zentrale Punkt, der dort fehlt, ist effektiv die Handhabung des Covidzertifikats. Die 3G-Regel, wie man sie hier kennt, hat noch nicht funktioniert respektive ist noch nicht umgesetzt.»
Sorgenvoller Blick auf Herbstferien
Florim Cuculi, Co-Chefarzt der Kardiologie am Luzerner Kantonsspital, sagt, er habe dies ebenfalls so erlebt: «Vieles ist schiefgegangen. Die Regeln, die zwischenzeitlich galten, wie etwa die Sperrstunde, sind auf die Sommerferien hin aufgehoben worden.»
Ungeimpfte Touristen seien auf ungeimpfte Einheimische gestossen. «Das war, wieso es zu einer Explosion der Infektionszahlen kam.» Der in Nordmazedonien geborene Albaner spricht von einem regelrechten «Fiasko», und im Hinblick auf die kommenden Herbstferien appelliert er: «Wir müssen dafür sorgen, dass sich das nicht wiederholt.» Zögerer, in der Schweiz und im Balkan, müssten sich nun dringend impfen lassen.