Thailand ist eine der Haupt-Touristendestinationen für Chinesen. Wenig erstaunlich deshalb, dass das Coronavirus schnell auch dort auftauchte. Meistens waren chinesische Touristen betroffen. Im Labor eines Universitätsspitals in Bangkok identifizierte eine Wissenschaftlerin das Coronavirus bereits bevor dessen genauen Gen-Sequenzierung von China bekannt gegeben wurde.
Bereits im Januar dekodiert
«Biogefahr», warnt ein grosser Aufkleber an einer Glasscheibe im Labor des Chulalongkorn-Universitätsspitals. Hinter der Glasscheibe steht die Virologin Supaporn Wacharapluesadee und zeigt auf eine Box. «In dieser sind die neusten Proben von Coronavirus-Verdachtsfällen. Heute sind 40 Stück angekommen», sagt Wacharapluesadee. Die 50-jährige Wissenschaftlerin mit den wachen Augen ist die stellvertretende Leiterin des Labors und jene Frau, die das Virus in Thailand als erste identifiziert hat.
«Jemand hat mich Virus-Jägerin genannt», sagt sie schmunzelnd und erklärt: «Wir dekodierten das Virus bereits Anfang Januar. Schnell hatten wir gemerkt, dass es sich nicht um ein Virus handelt, das normalerweise im Mensch vorkommt, sondern um eines, das dem Coronavirus in Fledermäusen äusserst ähnlich ist.»
Das Virus, das mit den chinesischen Touristen ins Land gekommen ist, hat sich bislang in Thailand jedoch nicht stark ausgebreitet. Wacharapluesadee hofft, dass das auch so bleibt. «Wir haben viel Geld ausgegeben und Personal angestellt, um zu verhindern, dass sich das Virus weiter verbreitet», sagt sie. «Von einem Testlabor haben wir auf 14 aufgestockt und können das Virus innerhalb von drei Stunden bestimmen.»
Zurückhaltung mit dem Küssen
Um eine Ansteckung zu verhindern, müssten die Leute sich an die gleichen Regeln halten wie bei einer Grippe-Epidemie: Hände waschen, gekochtes Essen konsumieren, nicht aus dem gleichen Topf essen und sich mit Küssen zurückhalten, lacht die Thailänderin. Von den Gesichtsmasken, die sich schneller als das Virus in Bangkok verbreitet haben, hält die Virologin nichts. Nur wer krank sei, müsse eine solche tragen.
Wacharapluesadee hofft, dass in sechs bis 12 Monaten ein Impfstoff gefunden wird. In Thailand werde das Virus wohl bald von allein aussterben, glaubt die Wissenschaftlerin. In wenigen Wochen zieht der Sommer ins Land. Die Hoffnung ist, dass das Virus in der Hitze weniger gut überlebt.
10v10, 19.2.2020, 21:50 Uhr