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Demokraatit und Naleraq Opposition gewinnt Wahl in Grönland

  • Grönland steht vor einem Regierungswechsel.
  • Die wirtschaftsfreundliche Oppositionspartei Demokraatit setzte sich bei der Parlamentswahl deutlich gegen die linke Regierungskoalition durch.
  • Wegen US-Präsident Donald Trumps Anspruch auf Grönland lag heuer besonderes Augenmerk auf der Wahl.

Die Sozialliberalen kamen nach Auszählung aller Stimmen auf 29.9 Prozent, wie aus den offiziellen Ergebnissen hervorging. Bei der letzten Wahl 2021 hatte Demokraatit lediglich 9.1 Prozent erreicht.

Was bedeutet das Wahlergebnis?

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SRF-Nordeuropakorrespondent Bruno Kaufmann sagt dazu: «Die Wählenden in Grönland haben ein klares, aber auch differenziertes Signal gegeben: Sie wollen an den politischen Verbindungen zur ehemaligen Kolonialmacht Dänemark festhalten. Sie wünschen sich aber gleichzeitig bessere Wirtschaftsbeziehungen Richtung Westen, nach Nordamerika. Bislang läuft Grönlands Handel mit dem Ausland zu 90 Prozent über Dänemark und Europa.

Übers Ganze gesehen kann man von einem politischen und historischen Erdrutsch in Grönland sprechen: Noch nie in den letzten 50 Jahren, seit Grönland ein eigenes Parlament hat, hat es bei einer Wahl einen solchen Wechsel gegeben. Man kann sagen, dass die Grönländerinnen und Grönländer mit dieser Wahl ein gestärktes Selbstbewusstsein manifestiert haben.»

Die Partei befürwortet eine langsame Annäherung an die Unabhängigkeit von Dänemark. Die ebenfalls oppositionelle Naleraq erzielte 24.5 Prozent, sie strebt eine schnelle Unabhängigkeit an.

Besonderes Augenmerk auf Wahl

Wegen des Anspruchs von US-Präsident Donald Trump auf Grönland lag besonderes Augenmerk auf der Wahl. Trump rechtfertigt seine Ambitionen mit Sicherheitsinteressen der USA, zudem will er die dortigen Bodenschätze heben. Nach einer kürzlichen Umfrage lehnt die überwiegende Mehrheit der Grönländer es ab, Teil der USA zu werden.

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Legende: Frederik Nielsen ist nach dem Wahlsieg ein gefragter Mann bei den Medien. Reuters/Mads Claus Rasmussen

«Die Menschen wollen eine Veränderung ... Wir wollen mehr Wirtschaft, um unseren Wohlstand zu finanzieren», sagte Jens-Frederik Nielsen, Demokraatit-Vorsitzender und ehemaliger Minister für Industrie und Mineralien. «Wir wollen nicht morgen die Unabhängigkeit, wir wollen eine gute Basis.» Nielsen kann nun mit anderen Parteien eine Koalition bilden.

Er kündigte noch in der Nacht an, seine Hand in Richtung aller weiteren Parteien auszustrecken – auch zur Naleraq. Diese wird in weiten Teilen des politischen Spektrums kritisch betrachtet. Zu ihr gehören einige der wenigen Politiker, die sich zwischenzeitlich positiv über Trumps Begehrlichkeiten geäussert hatten. 

«Wir werden natürlich mit ihnen reden, genau wie mit allen anderen», sagte Nielsen nach Angaben des dänischen Rundfunksenders DR in der Wahlnacht. «Das ist die zweitgrösste Partei, daher kommen wir um sie nicht herum.»

Regierungsparteien noch mit 36 Prozent

Die derzeit regierenden Parteien Inuit Ataqatigiit von Ministerpräsident Mute Egede und Siumut kamen zusammen auf 36.1 Prozent, nach 66.1 Prozent vor vier Jahren.

«Wir respektieren den Ausgang der Wahl», schrieb Egede auf Facebook. «Jetzt beginnt die Arbeit in der neuen Wahlperiode. Und wir sind gespannt zu hören, was die Parteien für die Verhandlungen anbieten werden – wir sind bereit.»

Egede hat wiederholt erklärt, für die vollständige Abspaltung von Dänemark zu sein. Er wie auch Koalitionspartner Siumit bremsen allerdings bei der Geschwindigkeit. Den Ambitionen von Trump erteilte er eine Absage.

40'500 der insgesamt knapp 57'000 Grönländer waren aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Wegen des grossen Andrangs war die Öffnungszeit der Wahllokale um eine halbe Stunde verlängert worden.

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SRF 4 News, 12.03.2025, 6 Uhr ; 

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