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Geheime Militärinformationen werden auf Gaming-Foren geleakt
Aus SRF 4 News aktuell vom 19.07.2024. Bild: Reuters/Maxim Schemetow (23.08.2020)
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Details zu russischen Panzern Darum veröffentlichen Gamerinnen und Gamer Militärdokumente

Erneut wurden im Forum eines beliebten Kriegsspiels militärische Geheimnisse veröffentlicht. Dieses Mal waren es Details von russischen T-90-Panzern. Warum tun Gamer das?

Worum geht es? In den Weiten des Internets werden immer wieder geheime Informationen veröffentlicht. In letzter Zeit tauchen vermehrt geheime militärische Informationen in Online-Foren eines bekannten Kriegsspiels auf – technische Angaben zu Panzern oder Flugzeugen und ganze Handbücher. Erst kürzlich wurden geheime Details von russischen T-90-Panzern in einem solchen Forum veröffentlicht. Sie geben Einblick in deren technische Fähigkeiten und Schwachstellen.

Über den T-90-Panzer

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Legende: T-90-Panzer bei einer Waffenschau. Reuters/Maxim Schemetow (23.08.2020)

Beim T-90 handelt es sich um einen modernen Kampfpanzer der russischen Armee. Die Leaks betreffen die Modelle T-90 (Standardversion), T90-M (fortschrittliche Version) und T90-S (Exportversion).

Der Panzer wird von drei Personen bedient: Kommandant, Fahrer und Richtschütze. Er wurde 1992 eingeführt. Die Panzer werden im Ukraine-Krieg eingesetzt. Es gibt Berichte, dass Russland eine erhebliche Anzahl dieser modernen Panzer verloren hat.

Warum veröffentlichen Gamer Militärdokumente? SRF-Digitalredaktor Guido Berger sieht einen urtümlichen Trieb des Internets als Grund: das Bedürfnis, recht zu haben. Oft wollen Nutzer ihren Standpunkt mit vermeintlichen Beweisen untermauern. Manchmal soll durch die Veröffentlichung solcher Daten auch die Realitätsnähe des Spiels verbessert werden, etwa um ein Kriegsfahrzeug korrekt darzustellen.

Sind solche Dokumente echt? Die Echtheit muss unterschiedlich bewertet werden. Manchmal handelt es sich um im Herkunftsland öffentlich zugängliche Dokumente, die jedoch nicht exportiert werden dürfen. In anderen Fällen wird gemunkelt, ob geheime Dokumente in Umlauf geraten sein könnten.

Ist das vor allem ein Problem von hyperrealistischen Kriegsspielen? Das Phänomen beschränkt sich laut Berger nicht nur auf Kriegsspiele. Die Digitalisierung hat es generell einfacher gemacht, geheime Informationen zu verbreiten. Digitale Dokumente können leicht kopiert und auf diversen Plattformen geteilt werden, sei es in Foren, auf Social Media oder im Darknet. Realistisch sei das Spiel ohnehin nur in Bezug auf die äusserliche Darstellung von Kriegsgeräten. Wichtige Aspekte wie das menschliche Leid oder die grossen Distanzen im echten Krieg werden ausgeblendet.

Feuernder Panzerkanone unter bewölktem Himmel auf offenem Feld.
Legende: Spiel oder Realität? Dieses Bild zeigt tatsächlich einen echten Schuss eines T-90-Panzers. Das russische Verteidigungsministerium hatte das Standbild aus einem Video veröffentlicht. Keystone/AP Russian Defense Ministry Press Service (21.05.2024)

Fördert die Werbung mit Realismus solche Leaks? Die Entwicklerfirma dieses Spiels betont, keine geheimen Dokumente für ihr Spiel zu verwenden, wirbt jedoch gleichzeitig mit hoher Realitätsnähe. Der Realismus beschränkt sich auf die äussere Darstellung: Im Spiel sieht man den Panzer von aussen, die Kamera ist hinter dem Panzer platziert und die Bedienung im Inneren wird nicht grafisch dargestellt. Dafür reichen öffentlich zugängliche Daten wie Fotos von den Herstellern. Dennoch diskutiert die Community intensiv darüber, ob die im Spiel gezeigte Bedienweise nahe an der echten Bedienung ist. Die Entwicklerfirma betont stets, dass keine geheimen Dokumente verwendet werden sollen und versucht, ihr Forum zu moderieren – was jedoch nur mässig erfolgreich ist.

Warum wollen Spielerinnen und Spieler Realismus?

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Laut dem Digitalredaktor sind Kriegsspiele ein Hobby wie andere auch. Die Menschen vertiefen sich in die Materie und wollen Details kennen und diskutieren. Im aktuellen Fall wünsche sich die Community eine realitätsnahe Darstellung des Panzers, jedoch kein realistisches Kriegserlebnis. Das zeigen auch Untersuchungen. Elemente wie das Leiden von Zivilisten oder unklare moralische Fronten mindern den Spielspass erheblich.

Das Bedürfnis nach Realismus konzentriert sich somit auf die präzise Darstellung von Kriegsgeräten, während andere Aspekte des Krieges bewusst ausgeklammert werden, um das Spielerlebnis unterhaltsam zu halten.

Krieg in der Ukraine

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SRF 4 News, 19.07.2024, 07:25 Uhr ; 

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