Nicht nur die Schweiz, sondern auch die Nachbarländer haben mit hohen Corona-Zahlen zu kämpfen. Zum Beispiel Deutschland und Österreich. Beide Länder setzen auf kurze harte oder Teil-Lockdowns. Doch die Zahlen sinken nicht wie gewünscht. Die SRF-Korrespondentinnen über die Gründe.
Deutschland: wachsende Minderheit pfeift auf Corona-Regeln
Seit Anfang November gilt in Deutschland ein Teil-Lockdown, den die Bundesländer bereits mehrmals verlängert haben. Gastronomie, Kultur und Freizeit wurden zähneknirschend gestrichen.
Es sieht danach aus, als würde ein halber Lockdown auch nur die Hälfte bringen: kein exponentielles Wachstum mehr, aber auch kein Rückgang der Neuinfektionen. Drei- bis vierhundert Menschen sterben aktuell jeden Tag im Zusammenhang mit Covid-19.
Für Deutschland lief es lange glimpflich. Paradoxerweise führte dies dazu, dass eine wachsende Minderheit auf die Corona-Regeln pfiff. Und so gilt mittlerweile ganz Deutschland als Risikogebiet, während die Zahlen im umliegenden Europa rückläufig sind.
Über Weihnachten sollten die Kontaktbeschränkungen (Treffen von maximal fünf Personen) wieder gelockert werden. Doch bereits deuten mehrere Bundesländer an, die Feiertage könnten einsamer werden, als versprochen. Wie gewonnen, so zerronnen.
Österreich: Zu spät in den Krisenmodus gewechselt
Im Frühling galt Österreich als Musterknabe bei der Bewältigung der Corona-Pandemie. Doch der Herbst katapultierte Österreich an die Spitze Europas: nirgends gab es im Verhältnis so viel Infizierte und Tote. Nun wird gerätselt, wie es soweit kommen konnte.
Da ist zum einen fehlendes Risikobewusstsein, wie Medien und Experten beobachten. Man habe sich nach dem guten Verlauf der ersten Welle «fleissig auf die Schultern geklopft» sagt etwa ein Wiener Forscher im ZDF. Mit den Versäumnissen im Sommer erklärt auch Pamela Rendi-Wagner, Chefin der oppositionellen SPÖ, die hohen Zahlen.
(Kommunikations-) Pannen sorgten für Verwirrung: Der grüne Gesundheitsminister und der konservative Kanzler waren sich uneinig über die zweite Welle, während wirklich wichtige Informationen unklar blieben. «Bald wird jeder jemanden kennen, der sich nicht mehr auskennt», wurde gespottet.
Als Anfang November schliesslich harte Massnahmen angeordnet wurden, war die Zahl der Neuansteckungen bereits sehr hoch. Österreich habe schlicht zu spät in den Krisenmodus gewechselt, sind sich viele einig.