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Erst- und Zweitstimmen erklärt So funktioniert die Wahl für den Deutschen Bundestag 2025

Geschätzt 59 Millionen Menschen in Deutschland können am 23. Februar den Bundestag neu wählen. Sie geben zwei Stimmen ab, damit hat das deutsche Wahlprozedere seine Eigenheiten. Immerhin vereinfacht die nun greifende Wahlrechtsreform einiges.

In Deutschland gibt es 299 Wahlkreise, jeder mit rund 250'000 Einwohnerinnen und Einwohnern. Mit ihrer Erststimme wählen sie ihn ihrem Wahlkreis einen sogenannten Wahlkreisbewerber respektive eine Direktkandidatin. So gibt es je Wahlkreis mindestens eine abgeordnete Person. Es ist in der Regel jene Person mit den meisten Erststimmen, die direkt für den Wahlkreis in den Bundestag zieht (Direktmandat) – allerdings unter Vorbehalt der Zweistimmendeckung, siehe weiter unten.

Eine Stufe höher als die Wahlkreise sind die 16 Bundesländer Deutschlands. In jedem einzelnen stellen die Parteien ihre Kandidierenden in Wahllisten auf. Mit der Zweitstimme entscheidet sich die Bevölkerung für eine Partei. Dieses Ergebnis bestimmt die Sitzverteilung im Bundestag. Damit ist die Zweitstimme stärker als die Erststimme.

Anhand der Zweistimmen wird zunächst berechnet, wie viele Sitze einer Partei bundesweit zustehen (Oberverteilung). Einfach gesagt: Erhält eine Partei bundesweit 30 Prozent aller Zweitstimmen, nimmt sie auch mindestens 30 Prozent aller Sitze im Bundestag ein. Danach werden die Stimmen auf die Parteilisten in den einzelnen Bundesländern aufgeteilt (Unterverteilung). Dieses Stimmergebnis muss dann zudem mit den Erststimmen abgeglichen werden. Hier kommt die sogenannte Zweistimmendeckung zum Zug.

Deutscher Wahlzettel mit Anleitung, Stift zeigt auf Zweitstimme.
Legende: Die Stimmzettel für die Bundestagswahl sind in zwei Hälften geteilt. Gesetzt wird die Erststimme und die Zweitstimme. KEYSTONE/EPA/FELIX HEYDER

Angenommen, eine Partei hat mehr Wahlkreise direkt mit Erststimmen gewonnen, als ihr Sitze durch die Zweitstimmen im Bundesland zustehen. In diesem Fall greift die Zweitstimmendeckung: Eine Kandidatin oder ein Kandidat mit den meisten Erststimmen in einem Wahlkreis gewinnt einen Sitz nur, sofern dieser durch genügend Zweitstimmen gedeckt ist. Ist dies nicht der Fall, gehen sie leer aus. Eine Ausnahme gibt es für parteilose Kandidierende.

Sperrklausel: die Fünf-Prozent-Hürde

In den Bundestag ziehen nur jene Parteien ein, die bundesweit mindestens fünf Prozent aller Zweitstimmen holen. Eine Ausnahme gilt für Parteien, die sich mit Erststimmen mindestens drei Direktmandate (Wahlkreise) sichern. In diesem Fall ergibt sich die Sitzzahl anhand des Ergebnisses der Zweitstimmen – das ist die sogenannte Grundmandatsklausel.

Bis zum Inkrafttreten des neuen Wahlrechts im Juni 2023 gab es noch sogenannte Überhang- und Ausgleichsmandate, um die Differenzen zwischen Erst- und Zweitstimmen auszugleichen. So unterlag die Grösse des Parlaments Schwankungen. 2021 waren über das komplizierte deutsche Wahlsystem noch 735 Abgeordnete in den Bundestag gewählt worden.

Diese Ausgleichsmechanismen kommen bei dieser Bundestagswahl nicht mehr zur Anwendung. Mit der nun greifenden Wahlrechtsreform ist die Zahl der Sitze im Bundestag auf 630 beschränkt.

Wahlen in Deutschland 2025

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Legende: KEYSTONE/DPA/Anna Ross)

Deutschland soll am 23. Februar 2025 einen neuen Bundestag wählen. Anschliessend wird eine neue Regierung ernannt. Alle News und Hintergründe zu den Wahlen in Deutschland finden Sie hier.

HeuteMorgen, 27.01.2025, 6 Uhr

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