Während Deutschland, Grossbritannien, Frankreich oder auch die Schweiz Restaurants, Bars oder Läden generell schlossen, wählte Italien Anfang Jahr einen anderen Weg. Italien setzte stark auf regionale Lösungen. Je nach Verbreitung des Virus oder der Kapazität des regionalen Gesundheitswesens galten sehr unterschiedliche Einschränkungen.
Nun zeigt sich: Dieser zum Teil sehr lockere Umgang mit der Pandemie hat sich nicht gelohnt.
Draghi: «Stehen am Anfang einer dritten Welle»
Aber auch die Virusvarianten, vor allem jene aus Grossbritannien, haben die Lage verschärft: Die Zahlen steigen in beinahe ganz Italien stark an, sagte heute Premierminister Mario Draghi: «Wir stehen am Anfang einer neuen, einer dritten Welle.» Mehr Infizierte, mehr Hospitalisierte, mehr Todesopfer. Und in diversen Gegenden des Landes werden die Spitalbetten knapp. Darum zieht die Regierung nun die Notbremse.
Ab Montag sind die meisten Regionen Italiens erneut im strengen Shutdown. Das heisst: Man darf seine Wohnung nur noch verlassen, wenn man dafür auf einem Zettel, den man vorgängig ausfüllt, einen guten Grund angibt: einkaufen, Hund Gassi führen, zum Arzt oder in die Apotheke gehen.
Sonst hat man zu Hause zu bleiben – auch über Ostern. Das wiegt schwer, weil die Italienerinnen und Italiener damit die Feiertage erneut, wie schon vor einem Jahr und wie schon an Weihnachten und Neujahr, in ihren eigenen vier Wänden verbringen müssen.
Erstmals übernimmt nun auch die Lega unter ihrem Chef Matteo Salvini Verantwortung für einen Shutdown. Die Lega regiert ja nun seit einem Monat zusammen mit den Sozialdemokraten, Forza Italia und den Cinque Stelle. Bis vor kurzem hatte Salvini vor allem die Schliessung von Restaurants oder Läden noch scharf kritisiert, nun an der Macht, trägt er diese Massnahmen mit.
Hoffen auf das Wetter und die Impfung
Die Regierung hofft darauf, dass diese Beschränkungen, aber auch zusätzliche Impfdosen und die wärmere Jahreszeit, bald Entlastung bringen. «Ne usciremo!», wir werden diese Krise überwinden, sagte Draghi. Der Premierminister versprach, den seit einem Jahr gültigen Kündigungstopp zu verlängern und weitere Milliarden für Kurzarbeitsgeld bereitzustellen.
Schwer aber wird es erneut die Jungen treffen. In einzelnen Regionen Italiens sind die Schulen nun seit einem Jahr mehrheitlich geschlossen. Jugendliche mit Lernschwierigkeiten drohen dauerhaft abgehängt zu werden. Das wird Probleme schaffen, die Italien noch lange beschäftigen werden.