Nicht nur die israelische Luftwaffe hat in der Nacht die iranischen Flugkörper abgeschossen, sondern auch die jordanische. Jordanien und Irak liegen auf Luftlinie zwischen Iran und Israel. Beide Lufträume waren in der Nacht geschlossen. Dass Jordanien ebenfalls iranische Raketen und Drohnen abschoss, könnte das Königreich in Bedrängnis bringen.
Der Himmel über der jordanischen Hauptstadt Amman war in der Nacht zeitweise hell erleuchtet. Immer wieder sah man Lichtkegel, die aufeinanderprallten. Luftabwehrsysteme der jordanischen Armee, welche einen Teil der iranischen Flugkörper abfingen.
Iran warnte: Jordanien könnte selbst zum Ziel werden
In einem Aussenquartier von Amman machten Anwohner Aufnahmen von einem schwarzen, abgestürzten Raketenteil. Diese Aufnahmen wurden heute über soziale Medien verbreitet.
Iran hatte in der Nacht Jordanien davor gewarnt, sich einzumischen. Laut der iranischen Nachrichten Agentur Fars News hätten die iranischen Streitkräfte die Bewegungen der jordanischen Luftwaffe aufmerksam beobachtet. Im Falle einer Einmischung Jordaniens mache sich das Königreich selbst zum Ziel, hiess es.
Amman bricht mit einer Tradition
Iran habe Jordanien vor dem «Strafangriff» gegen Israel gewarnt, sodass das Königreich Sicherheitsvorkehrungen treffen konnte. In der Tat war der jordanische Luftraum in der Nacht bereits ab 23 Uhr geschlossen. Ein Schritt, der heute Vormittag wieder rückgängig gemacht wurde.
Mit dem Abfangen der Raketen und Drohen aus dem Iran brach Jordanien mit einer Tradition. Als 1991 der irakische Diktator Saddam Hussein Raketen über jordanisches Territorium hinweg auf Israel abfeuerte, intervenierte der damalige jordanische König Hussein nicht. Heute rechtfertigte die jordanische Regierung ihre Abfangaktion damit, dass sie die eigene Bevölkerung schützen wollte. Später doppelte der jordanische Premierminister nach, eine weitere Eskalation in der Region würde auf «gefährliche Wege» führen.
Ein Teil der Bevölkerung dürfte die Luftabwehr als Verteidigung Israels interpretieren
Doch auch wenn der jordanische Eingriff sicher primär dem Schutz der eigenen Bevölkerung diente, dürfte dieser genau dort auf Kritik stossen. Denn ein grosser Teil der jordanischen Bevölkerung hat palästinensische Wurzeln und dürfte die Luftabwehr mehr als Verteidigung des ungeliebten Nachbars Israel interpretieren.
Das Königreich Jordanien dürfte heute Nacht also noch ein Stück näher zu Israel gerückt sein. Zum Missfallen Irans und womöglich auch anderer Nachbarn in der Region – und sicherlich auch zum Missfallen seiner zu einem grossen Teil palästinensischen Bevölkerung.