Notstand in Italien
Die Po-Ebene erlebt die schlimmste Dürre seit 70 Jahren. In den Regionen Lombardei, Piemont, Emilia-Romagna, Venetien und Friaul-Julisch Venetien gilt bis Ende Jahr der Notstand. In Pisa und Verona darf Wasser tagsüber nur noch zum Trinken, Kochen und Waschen verwendet werden, Venedig und Mailand haben Brunnen abgestellt. Immer wieder gibt es Waldbrände.
Schwere Dürre in Portugal
In Portugal sprechen die Behörden von der schlimmsten Dürre der vergangenen 20 Jahre. Nach dem heissesten Mai seit 1931 leiden laut Forschungsinstitut IPMA zurzeit über 97 Prozent des Landes unter schwerer Trockenheit. Die Regierung führt Kampagnen zur effizienteren Wassernutzung durch.
Tiefe Pegel in Spanien
Spaniens Stauseen sind zu durchschnittlich 46 Prozent gefüllt. Das sei der niedrigste Stand seit 17 Jahren, berichtet die Zeitung «La Vanguardia» unter Berufung auf die Behörden. Sehr wenig Wasser führen die Flüsse Guadalquivir und Guadiana. Anders als Italien erwägt Spanien vorerst keine Trinkwasser-Rationierungen. Der Wassermangel habe aber Auswirkungen auf die Landwirtschaft, die Schifffahrt und den Tourismus, so der TV-Sender RTVE.
Brände in Griechenland
Anfang Juli zählte die Feuerwehr über 300 Waldbrände. In der Nacht zum Dienstag konnten drei grosse Feuer unter Kontrolle gebracht werden, unter anderem auf der Halbinsel Peloponnes und in Mittelgriechenland. Die Brandgefahr bleibt hoch. Die Brände sind wegen der anhaltenden Dürre und der hohen Temperaturen ausgebrochen und werden durch Winde immer wieder entfacht.
Wasserknappheit in Frankreich
Die Waldbrandgefahr ist wegen der Hitzewelle gebietsweise gross. Im Süden sind Naturbereiche gesperrt, die Gemeinde Bargemon warnt vor Temperaturen bis zu 40 Grad. Ausserdem hat das Dorf im Hinterland der Côte d'Azur das Zähneputzen mit Leitungswasser verboten. Trinkwasser ist knapp und wird per Tankwagen herbeigeschafft. Unter dem Wassermangel leidet die Ernte vieler Bauern.
Trocknet Europa bald aus?
Die Schwere von Dürren hat durch den Klimawandel zugenommen. Das zeigt auch eine Studie, die im Fachblatt «Nature Geoscience» veröffentlicht wurde. Demnach waren die Sommerdürren, die Europa seit 2015 erlebt hat, weitaus gravierender und häufiger als in den rund 2100 Jahren davor.
Die Situation entspannt sich vorerst nicht. «In den nächsten zehn Tagen und bis Ende Monat ist gemäss Wettermodellen rund ums Mittelmeer und in Zentraleuropa kein grossflächiger Regen in Sicht», sagt Nicole Glaus von SRF Meteo.
Man kann davon ausgehen, dass sich die Situation in den eh schon trockenen Ländern weiter zuspitzen wird.
«Entsprechend kann man davon ausgehen, dass sich die Situation in den sowieso schon trockenen Ländern des Kontinents diesen Sommer noch weiter zuspitzen wird», prognostiziert die Meteorologin. Dies gelte auch hierzulande, wo es bis mindestens Ende Juli trockener und wärmer als üblich sein könnte.
Für die Schweizer Gewässer gibt Hydrologe Massimiliano Zappa Entwarnung. «Wir werden nicht in eine ähnliche Wasserknappheit wie gewisse Länder Südeuropas kommen», sagt der Fachmann der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL).
Zwar sei die Lage in Teilen der Schweiz angespannt – unter anderem der Lago Maggiore, der Lago di Lugano und der Bodensee führen unterdurchschnittlich wenig Wasser. «Die Gewitter boten aber etwas Entspannung und der Grundwasserpegel liegt grösstenteils im normalen Bereich.»
Dass in der Schweiz keine Dürre herrscht, zeigt auch ein Blick auf die Gefahrenlage des Bundesamtes für Umwelt: Die Waldbrandgefahr ist fast überall gering, einzig im Wallis ist sie gross. Von der Rekord-Trockenheit 2018 ist die Schweiz also noch weit entfernt.