Eine Prognose für diesen Sommer, wie trocken er werde, könne er im Moment nicht machen, sagt der Hydrologe Massimiliano Zappa. «Ich habe noch keine Antwort darauf, ob man 2022 Feuerwerk zünden kann oder nicht.»
Zappa, der bei der eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) arbeitet, ist schon seit vielen Jahren daran, Daten zur Trockenheit in der Schweiz zu erheben.
Am nationalen Frühwarnsystem, das der Bundesrat jetzt ausbauen will, ist Zappa massgeblich beteiligt. «Seit über zehn Jahren läuft bei uns ein Prototyp für die Früherkennung von kritischer Trockenheit. Dieser basiert vor allem auf aktuellen Messungen.» Wasserknappheit komme nicht einfach in ein paar Tagen zustande, sondern basiere auf verschiedenen Faktoren – und die seien teils schon früh erkennbar.
Magere Schneeschmelze kann fatal sein
Da ist zum Beispiel die Entwicklung und der aktuelle Stand des Grundwasserpegels. Nach dem extrem nassen letzten Sommer war der Pegel auf dem absoluten Maximum. Jetzt ist er in vielen Teilen der Schweiz plus-minus im normalen Bereich. Dann kommt der Faktor Schnee dazu.
Wie viel es im Winter geschneit hat, sei entscheidend für die Wassersituation im folgenden Frühling und Sommer, erklärt Zappa. «Ein Fluss kann zum Beispiel im Frühjahr 300 Kubikmeter Wasser pro Sekunde führen und im Winter 100. Wenn er aber im Frühjahr 200 Kubikmeter statt 300 führt, dann ist das ein Drittel weniger als üblich. Das bedeutet, dass vielleicht die Schneeschmelze fehlt.» Genau das sei in diesem Jahr an einigen Orten in der Schweiz zu sehen: Eine magere Schneeschmelze.
Es gibt derzeit schon einige Standorte mit Temperaturen über 18 Grad. Bei kleiner Wasserführung und heisser Lufttemperatur kann es schnell zu einer Situation kommen, in der es Fischen nicht mehr wohl ist.
Viele Gewässer – Seen, Flüsse, Bäche – führten im Moment weniger Wasser als üblich. Und wegen der aktuell trockenen Tage werde sich diese Situation noch verschärfen, vor allem im Mittelland und im Tessin. «Es gibt derzeit schon einige Standorte mit Temperaturen über 18 Grad. Bei kleiner Wasserführung und heisser Lufttemperatur kann es schnell zu einer Situation kommen, in der es Fischen nicht mehr wohl ist.»
Wenn die einzige Wasserquelle versiegt
Einige betroffene Regionen haben deshalb bereits reagiert. Im Kanton Aargau zum Beispiel dürfen Gärtnereien und Landwirtschaftsbetriebe ab sofort aus bestimmten Gewässern kein Wasser mehr entnehmen. Im Kanton Tessin fordern Plakate die Bewohnerinnen und Bewohner schon seit einigen Wochen auf, möglichst wenig Wasser zu verbrauchen.
Wassersparen sei durchaus ein effizientes Mittel, so Zappa. Vor allem, wenn es früh eingesetzt werde. Hier könne das nationale Frühwarnsystem für Trockenheit helfen. «Vor allem Gemeinden, in denen die Wasserversorgung nicht redundant aufgebaut ist, haben sie grössere Probleme, wenn die einzige Wasserquelle versiegt.»
Diese Gemeinden wüssten dann, in welchen Jahren sie besonders sparsam mit ihrem Wasser umgehen müssten. Aber auch für andere Regionen sei es sinnvoll, künftig sparsamer mit Wasser umzugehen, sagt der Hydrologe, der seit Jahren Daten zur Wassersituation in der Schweiz erfasst und analysiert. Der Trend sei klar: Es werde längerfristig nicht nur heisser, sondern eben auch trockener.