- Seit einem Jahr grassiert im Osten von Kongo-Kinshasa das Ebola-Virus.
- Über 2500 Menschen haben sich bisher infiziert, mehr als 1600 starben. Die Hälfte der Fälle wurden in den letzten drei Monaten registriert.
- Es besteht die Gefahr, dass die hochansteckende Krankheit auf die Nachbarländer übergreift. Es gab bereits Ebola-Fälle in Uganda.
- Am Mittwochabend hat die Weltgesundheitsorganisation WHO entschieden, den internationalen Gesundheitsnotstand auszurufen.
Die Ebola-Epidemie in Kongo-Kinshasa ist nicht unter Kontrolle. Seit der erneute Ausbruch der Infektionskrankheit vor einem Jahr zur Epidemie erklärt wurde, hat sich das Virus massiv ausgebreitet. Am Wochenende gab es nun einen ersten Fall in der Millionenstadt Goma. Sie liegt an der Grenze zu Ruanda, was die Gefahr erhöht, dass sich die Epidemie ins Nachbarland ausweiten könnte. Aus Uganda wurden bereits im Juni Fälle gemeldet.
Konflikt behindert Eindämmung des Virus
Dass sich die Epidemie so schwer eindämmen lasse, hätten sie und die Gesundheitsspezialisten nicht gedacht, so die Ebola-Expertin Gwendolen Eamer vom Internationalen Roten Kreuz: «Wir hatten vor einem Jahr nicht erwartet, wegen derselben Epidemie heute noch hier zu sein.» Denn aus medizinischer Sicht sei von Anfang an klar gewesen, was zu tun sei. «Aber wir haben den Kontext des Konflikts anfänglich wohl zu wenig verstanden.»
Wir hatten vor einem Jahr nicht erwartet, heute noch hier zu sein, denn es war aus medizinischer Sicht klar, was zu tun sein wird.
Es ist nicht das erste Mal, dass Kongo-Kinshasa von einer Ebola-Epidemie heimgesucht wird. Doch zum ersten Mal liegt das Epizentrum der Epidemie in einem Kriegsgebiet. Der Osten des Landes wird seit zwei Jahrzehnten von Konflikten durchgeschüttelt. Das beeinträchtigt den Kampf gegen Ebola.
Misstrauen gegenüber Gesundheitspersonal
Die Kriegshandlungen behindern den Zugang zur Bevölkerung, Gesundheitspersonal wurde attackiert. Und die jahrelangen Konflikte kreierten ein tiefes Grundmisstrauen in der Bevölkerung, was die medizinische Arbeit erschwert. Das Ausrufen des Gesundheitsnotstandes durch die WHO bedeutet nun in erster Linie, dass noch verstärkter Massnahmen ergriffen werden, um die Krankheit einzudämmen. So kann schneller Geld bereitgestellt werden.
Dennoch sei die Epidemie keine globale Bedrohung, so die WHO, sondern immer noch eine regionale. Und selbst in der betroffenen Region sei es nicht nötig, die Grenzen zu schliessen. Denn Grenzschliessungen könnten den Kampf gegen das Virus sogar erschweren, weil Erkrankte dann oft auf Umwegen und somit unerkannt in die Nachbarländer gelangen.