Zahlreiche Bräuche, die mit Halloween verbunden sind, reichen zurück in keltische Zeiten, zum Fest von Samhain, dem damaligen Jahresende. So scheint es sinnig, dass es die Kelten waren, genauer die Interessen der Insel Irland, die den Brexit bisher verhindert haben.
Ursprünglich hätte ja der 29. März den Bruch bringen sollen, nun ist auch der 31. Oktober ungenutzt verstrichen. Zwei britischen Premierministern hat die Suche nach dem Brexit bisher den politischen Kragen gekostet, jetzt soll das ratlose Parlament zum zweiten Mal erneuert werden, auf dass bis zum 31. Januar eine gütliche Lösung gefunden werde. Die Briten brauchen kein Halloween, um das Gruseln zu lernen.
Ausgerechnet Boris Johnson
Premierminister Boris Johnson hat seine Vereinbarung mit der EU erhalten und die Neuwahl erzwungen. Nun will er sich als Tribun des Volkswillens präsentieren, der dem Parlament, der Justiz, dem Beamtenapparat, ja, dem Establishment schlechthin, die Stirn bietet. Ausgerechnet er.
Damit seine Rechnung aufgeht, muss er nicht nur eine absolute Mehrheit von Konservativen gewinnen, sondern eine absolute Mehrheit von gläubigen Verfechtern eines harten Bruchs mit der EU – denn das beinhaltet sein Scheidungsabkommen. Er wird im neuen Parlament kaum Verbündete ausserhalb seiner eigenen Partei finden.
Die Latte liegt also sehr hoch, ansonsten droht ein neuerliches Patt im Unterhaus. Die Gedenkmünzen zum Austritt sind wieder eingeschmolzen worden, die Fähren für zusätzliche Medikamente erneut abbestellt. Johnson wollte eher sterben als verlängern, nun hat er auch dieses Gelübde gebrochen.
Samhain, das keltische Fest zum Winteranfang, suchte die Zwiesprache mit Verstorbenen und ging davon aus, dass die Grenzlinien zu anderen, magischen Welten verwischt würden. Der Brexit dagegen hat sich der Magie bisher standhaft verweigert; er folgt älteren, vorkeltischen Mustern, namentlich der Spirale. Die Briten scheinen dazu verdammt, immer dasselbe in der Hoffnung auf andere Ergebnisse zu wiederholen und kehren dabei doch nur zum Ausgangspunkt zurück.