«Er sagt, was alle denken», meint eine Trump-Anhängerin bei einer Wahlveranstaltung. In der Tat nimmt Donald Trump kein Blatt vor den Mund, wenn es darum geht, gegen das Polit-Establishment vom Leder zu ziehen, Leute zu beleidigen und bombastische Behauptungen aufzustellen. Einem Faktencheck halten seine Äusserungen oft nicht stand.
Er sagt, was alle denken.
Doch seine Fans scheint das nicht zu kümmern: Je abstruser seine Verschwörungstheorien, desto höher die Zustimmung. Trump mag den Krawall, er will, dass die Fetzen fliegen – Konfrontation über alles. «Er hat früh begriffen, dass Kontroverse viel Aufmerksamkeit bringt», sagt sein Biograf Michael D'Antonio in der Rundschau von SRF. Trump sei ein Genie, wenn es darum gehe zu erkennen, was das Publikum hören wolle.
Die Stimme der schweigenden Mehrheit
Trump scheint der schweigenden Mehrheit eine Stimme zu geben. Das schlägt sich in den Vorwahlen in Stimmen nieder – und plötzlich muss man den Berserker als Kandidat für das wichtigste politische Amt der Welt ernst nehmen.
Wir haben 18 Stunden am Tag gearbeitet.
Was treibt ihn an, Präsident zu werden? Als Multimilliardär könnte sich der 69-Jährige in einen entspannten Ruhestand verabschieden. Aber Trump will noch einmal zeigen, dass er der Grösste ist. Das treibt ihn um. Schon Vater Fred, seinem grossen Vorbild, musste Donald Trump beweisen, dass er's kann. Er wurde von den Eltern schon im Alter von 13 Jahren an eine Privatschule mit militärischem Drill geschickt. Die schikanösen Regeln haben ihn gelehrt: Härte setzt sich durch. Die Welt besteht aus Siegern und Verlieren, und Trump will immer bei den Siegern sein.
Er hat früh begriffen, dass Kontroverse viel Aufmerksamkeit bringt.
Mit den Immobilien-Millionen seines Vaters hat Donald Trump sein eigenes Imperium aufgebaut – und den Senior noch übertroffen. Trumps Wolkenkratzer sind nicht zu übersehen in Manhatten. «Wir haben 18 Stunden am Tag gearbeitet», sagt seine langjährige Mitarbeiterin Louise Sunshine. «Wenn er ein Ziel hat, lässt er sich von nichts und niemandem abhalten.»
Dieses Stehvermögen beweist Donald Trump nun auch im Wahlkampf. Zunächst als Clown belächelt, ist er zum ernsthaftesten Präsidentschaftsanwärter der Republikaner geworden. Hält er die amerikanische Öffentlichkeit zum Narren, wie der ehemalige Präsidentschaftskandidat Mitt Romney behauptet? Trump werde die Fundamente der Demokratie zerstören, falls er ins Weisse Haus gewählt werde. In einem offenen Brief halten namhafte konservative aussen- und sicherheitspolitische Experten fest, Trump sei unehrlich und komplett ungeeignet für das Amt des Präsidenten. Die Republikaner müssten sich gut überlegen, ob sie ihn zum Oberbefehlshaber und Führer der freien Welt bestimmen wollten.
Am republikanischen Fussvolk perlen derartige Mahnungen ab. Es hält dem Selfmademan die Stange. Trump, der Narzisst und Demagoge, greift nach dem einflussreichsten politischen Amt der Welt – sein Plan könnte aufgehen.