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Wie Annalisa Malara das Coronavirus in Italien entdeckte
Aus Info 3 vom 20.02.2021.
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Ein Jahr Pandemie in Europa Wie Annalisa Malara den ersten Corona-Fall Europas entdeckte

In Italien kam eine junge Ärztin auf die Idee, einen Patienten mit einer hartnäckigen Lungenentzündung auf das Virus zu testen.

Heute vor einem Jahr wurde in der norditalienischen Kleinstadt Codogno der sogenannte Fall 1 diagnostiziert. Der erste Corona-Patient, der sich nicht in China, sondern in Italien angesteckt hatte. Dass dieser erste italienische Patient überhaupt entdeckt wurde, verdankt das Land Annalisa Malara.

Die 39-Jährige sagt, dass sie jenen 20. Februar 2020 nie mehr vergessen wird. Jedem in Italien und Europa habe sich dieser Tag eingeprägt. Damals war klar, dass das Virus sich auch in Europa ausbreitet, und nicht nur im fernen China.

Das Testresultat als Bombe

Malara war die erste, die das ahnte. Die Ärztin hatte einen Patienten im kleinen Regionalspital von Codogno betreut, der an einer Lungenentzündung litt. Und obwohl dieser Patient jung und stark war, wollte die Entzündung nicht abheilen. Sie beschloss einen Coronatest durchzuführen.

Und dies, obwohl damals in ganz Italien noch keine einzige Ansteckung bekannt geworden war. Das Testresultat wurde am Folgetag bekannt und war positiv.

Die Nachricht schlug ein wie eine Bombe. Sofort führte man in der südlich von Mailand gelegenen Region um Codogno weitere Tests durch. Bei Personen die ebenfalls unter schweren Lungenentzündungen litten. Wenige Stunden später gab es nicht nur einen, sondern bereits zwei Dutzend Fälle.

Angestossen hatte alles Malara. Heute sagt sie, dass diese Entdeckung wahrscheinlich viele Leben gerettet habe.

Die Eindämmungsstrategie

Codogno und weitere angrenzenden Gemeinden wurden noch am selben Tag abgesperrt und das Virus so eingedämmt. In Bergamo, wo keine Annalisa Malara frühzeitig Alarm geschlagen hatte, breitete sich das Virus hingegen weiter aus. Auch darum starben schliesslich in Bergamo deutlich mehr Leute als in der Region um Codogno.

Zu Beginn hätten sie in den Spitälern und Arztpraxen beinahe mit blossen Händen gegen das Virus gekämpft, sagt die Ärztin. Es fehlte an Schutzmaterial und viele ihrer Kolleginnen und Kollegen seien erkrankt oder gar gestorben. Auch Familienangehörige von Ärztinnen und Pflegenden hätten sich infiziert.

Virus schon lange in Italien

Viele Italienerinnen und Italiener haben noch heute das Gefühl, das Virus habe sich damals innert weniger Tage rasend schnell über weite Teile der Lombardei und Venetiens ausgebreitet. Doch das war nicht so. Das Virus hatte sich, das zeigen neuste Untersuchungen, schon seit Wochen oder vielleicht sogar Monaten unbemerkt in Norditalien ausgebreitet.

Vielleicht habe es schon ab Oktober 2019, sagt die Ärztin. Dies erkläre auch, warum man bei diesem ersten Patienten die Infektionskette nicht zurückverfolgen konnte. Klar war nur: Er war nie in China gewesen. Man weiss bis heute nicht, über wen er sich angesteckt hatte.

«Gesundheitswesen braucht mehr Mittel»

Für ihre Hartnäckigkeit und Weitsicht hat Malara vom italienischen Staatspräsidenten eine Auszeichnung erhalten. Sie wurde zur Cavaliere, zur Ritterin, ernannt. Und arbeitet weiter in Spitälern in und um Mailand, vor allem mit Covid-Patienten.

Nach einem Jahr harter Arbeit zieht sie Bilanz: «Unser Gesundheitswesen braucht mehr finanzielle Mittel». Nicht nur Italien, sondern die ganze EU müsste mehr in die Gesundheit investieren. Das habe die Coronakrise gezeigt. Covid-19 fallen auch ein Jahr nach dem Patienten 1 nur schon in Italien täglich hunderte zum Opfer.

SRF4 News, Info3, 20.02.2021, 17 Uhr

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