- Das Oberste Verwaltungsgericht in der Türkei hat den Weg frei gemacht, damit das berühmte Gebäude Hagia Sophia in Istanbul künftig als Moschee genutzt werden kann.
Das Gericht begründete seine Entscheidung laut der Agentur Anadolu damit, dass die Hagia Sophia Eigentum einer von Sultan Mehmet II. («Der Eroberer») gegründeten Stiftung sei. Der Sultan hatte die Hagia Sophia im 15. Jahrhundert in eine Moschee umgewandelt. Laut Stiftung sei sie als Moschee definiert und dürfe nicht anders als zu diesem Zweck genutzt werden.
Erstes Gebet am 24. Juli
Nach der Gerichtsentscheidung ordnete der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan an, das Gebäude für das islamische Gebet zu öffnen. Das erste Gebet soll laut Erdogan am 24. Juli in der Moschee Hagia Sofia stattfinden.
Die Leitung der «Hagia Sophia Moschee» werde zudem der Religionsbehörde übergeben, steht in einem von Erdogan unterschriebenen Beschluss, den er auf Twitter teilte. «Herzlichen Glückwunsch», fügte Erdogan hinzu. Die Kritiker rief Erdogan auf, die Entscheidung zu respektieren. «Wie die Hagia Sophia genutzt wird, hat etwas mit den Souveränitätsrechten der Türkei zu tun.» Der Eintritt werde gratis sein und allen offen stehen, «für Muslime und Nichtmuslime».
Spannungen mit Griechenland befürchtet
Anhänger der islamisch-konservativen Regierungspartei AKP forderten seit Langem, die Hagia Sophia wieder in eine Moschee umzuwandeln.
Die Sorge von Millionen von Christen wurde nicht gehört.
Vor allem Griechenland und Russland sind wegen der Bedeutung der Hagia Sophia für die orthodoxe Kirche gegen eine Änderung des Status. Die griechische Kulturministerin Lina Mendoni sprach von einer «Provokation für die zivilisierte Welt». Erdogan führe «sein Land sechs Jahrhunderte zurück.» Wladimir Legoida vom Moskauer Patriarchat sagte der Agentur Interfax: «Die Sorge von Millionen von Christen wurde nicht gehört.»
Die Entscheidung könnte die Spannungen zwischen der Türkei und dem Nachbarn Griechenland weiter verschärfen, die sich ohnehin schon um Erdgas im östlichen Mittelmeer streiten.
Ein geschichtsträchtiges Bauwerk
Die im 6. Jahrhundert unter Kaiser Justinian I. erbaute Hagia Sophia war fast ein Jahrtausend lang das grösste Gotteshaus der Christenheit und Hauptkirche des Byzantinischen Reiches, in der die Kaiser gekrönt wurden.
Nach der Eroberung Konstantinopels 1453 durch die Osmanen wandelte Sultan Mehmet II. («Der Eroberer» 1432 – 1481) die Hagia Sophia in eine Moschee um und fügte als äusseres Kennzeichen vier Minarette hinzu. Auf Betreiben des türkischen Republik-Gründers Mustafa Kemal Atatürk ordnete der Ministerrat im Jahr 1934 die Umwandlung in ein Museum an.