Ilham Aliyev, der aserbaidschanische Staatschef, sagt es am Klimagipfel in Baku offener als andere Staatschefs: Öl- und Gasvorkommen seien ein «Geschenk Gottes» und «keinem Land sollte vorgehalten werden, sie zu haben und sie auf den Markt zu bringen. Denn der Markt braucht sie.»
Sein Statement steht im Widerspruch zum Beschluss an der letztjährigen Klimakonferenz in Dubai. Dort hatten sich alle Staaten erstmals auf eine Abkehr von den klimaschädlichen fossilen Energieträgern Kohle, Öl und Gas verpflichtet. Aliyevs Aussage relativiert diesen Beschluss. Sie führte denn auch zu viel Kritik von Seiten der Umweltschützenden und der Wissenschaft.
Aus Sicht Aliyevs ist seine Aussage durchaus nachvollziehbar, wie SRF-Wirtschaftsredaktor Klaus Ammann sagt: «Offensichtlich will Aliyev nicht auf das Geschäft mit diesen Energieträgern verzichten. Man muss wissen, dass der Staat Aserbaidschan wirtschaftlich extrem stark vom Verkauf dieser Energieträger abhängig ist.»
Zwei Drittel des aserbaidschanischen Bruttoinlandproduktes stehen in Zusammenhang damit und über 90 Prozent der Exporteinnahmen stammen daraus. Ammann sagt: «Davon will das Regime noch so lange wie möglich profitieren.»
António Guterres :«Absurd»
Man kann sich über die klimapolitische Nonchalance des aserbaidschanischen Langzeitherrschers empören. UNO-Generalsekretär António Guterres sagte – ebenfalls an diesem Klimagipfel – es sei «absurd», noch auf fossile Energien zu setzen. Und die Präsidentin der vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Marshallinseln, Hilda Heine, forderte, dass Staaten und Firmen, die immer noch auf Öl und Gas setzen, zur Rechenschaft gezogen werden sollten.
In Bezug auf den Klimaschutz geben sich die europäischen Staaten viel sensibler, wie beispielsweise der britische Premierminister Keir Starmer, der den Ausstoss klimaschädlicher Treibhausgase bis 2035 um mindestens 81 Prozent reduzieren will. Und der spanische Regierungschef hat nach den Überschwemmungen in seinem Land zu mehr Ehrgeiz im Kampf gegen die Klimakrise aufgerufen.
Auch in der Schweiz wird um eine klimafreundliche Energieproduktion gerungen. Ein Statement, wie es der aserbaidschanische Staatschef gemacht hat, könnte sich ein Politiker oder eine Politikerin bei uns nicht leisten.
Es braucht Taten
Allerdings muss man sich bewusst sein: Der grösste Teil der aserbaidschanischen Gasexporte gehen nach Europa. «Auch wir profitieren von den Gasexporten von Aserbaidschan», sagt Wirtschaftsredaktor Ammann. Anders gesagt: Der demonstrative Wille allein genügt nicht, um das Klima zu retten. Es braucht eine Umstellung der Energiegewinnung. Damit würden Statements wie dasjenige von Aliyev obsolet.