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Erdbebenopfer von Myanmar Schweiz spendet 2.5 Millionen – Hilfe vor Ort ist schwierig

  • Nach dem verheerenden Erdbeben in Myanmar stellt die Schweiz 2.5 Millionen Franken für Hilfe bereit.
  • Entsendet werden zudem mehrere Fachpersonen des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe zur Unterstützung der UNO-Organisationen vor Ort.
  • Allerdings ist der Zugang zum Katastrophengebiet schwierig.

500'000 Franken stammen aus dem Budget des Kooperationsbüros der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) in Yangon und zwei Millionen Franken aus dem Nothilfefonds der humanitären Hilfe, wie das Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) mitteilt.

Die Mittel dienen zur Finanzierung humanitärer Aktivitäten der Vereinten Nationen (UNO) und der lokalen Deza-Partner in den betroffenen Regionen. Sie werden für die Bereitstellung von Notunterkünften, Trinkwasser, Nahrungsmitteln und medizinischer Notversorgung verwendet.

Über 2000 Tote – und es sind wohl noch mehr

Gemäss den jüngsten offiziellen Angaben kamen beim Erdbeben vom Freitag in Myanmar laut EDA mehr als 2000 Menschen ums Leben, über 3400 Personen wurden verletzt. Es wird erwartet, dass die Zahlen weiter steigen.

Wie sieht es in Thailand aus?

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Auch in Bangkok, wo die Erdstösse ebenfalls zu spüren waren und der Rohbau eines Hochhauses einstürzte, ist die Zeitspanne von 72 Stunden schon überschritten. Dies ist eine kritische Marke; so lange kann ein Mensch ohne Essen und Trinken überleben.

Die Helfer suchen weiterhin in einem riesigen Trümmerberg mit Hunden, Kameras und Sonargeräten nach Lebenszeichen. Bislang wurden allerdings nur Leichen geborgen. Dutzende Verschüttete werden noch vermisst. Der Gouverneur der Millionenstadt Bangkok betonte aber, es handle sich weiter um eine Rettungsmission und nicht um eine reine Bergungsmission. Nach Behördenangaben liegt die Zahl der Todesopfer in der thailändischen Hauptstadt derzeit bei rund 20.

Die Katastrophe verschärfe die humanitäre Lage, die aufgrund des seit mehreren Jahren andauernden bewaffneten Konfliktes ohnehin bereits prekär sei, warnt das EDA.

Menschen stehen Schlange.
Legende: Freiwillige Helfer verteilen lebensnotwendige Güter an die vom Erdbeben betroffenen Menschen in Sagaing, Myanmar. Imago

Für die Bevölkerung ist die Lage verzweifelt. Familien graben in Trümmern nach ihren Angehörigen, Menschen schlafen teils ohne Dach über dem Kopf auf Matten, es fehlt an allem. In sozialen Netzwerken kursieren Videos, die die beispiellose Zerstörung in der Region zeigen. Lange Menschenschlangen stehen vor Lebensmittelausgaben.

Junta soll humanitäre Hilfe erleichtern

Angesichts der politischen Lage in Myanmar ruft die Schweiz die Militärbehörden und die Konfliktparteien dazu auf, humanitäre Hilfsleistungen gemäss den humanitären Grundsätzen zu erleichtern.

Beben baute sich über Jahrzehnte auf

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Vor dem Erdbeben hat sich laut Experten viele Jahrzehnte – womöglich an die zwei Jahrhunderte – unsichtbar eine Spannung im Untergrund aufgebaut. Die Erdstösse ereigneten sich entlang der prominentesten Störungslinie in Myanmar, der Sagaing-Verwerfung. Hier stossen die indische und die eurasische Erdplatte aneinander, sagte der Münchner Geophysiker Martin Käser. «Durch das grosse Beben ist die Spannung, die sich zwischen diesen beiden Platten aufgebaut hatte, auf einen Schlag gelöst worden.»

Beobachter werfen den Militärs vor, internationaler Hilfe den Weg in Erdbebengebiete in Rebellenregionen zu versperren. Schweizer Hilfswerke vor Ort berichten nur vorsichtig von ihren Erfahrungen.

«Natürlich müssen auch wir eingestehen, dass wir nur Einblicke in bestimmte Orte bekommen und nicht das gesamte Ausmass beurteilen können», sagt zum Beispiel Bernadette Schober von Médecins Sans Frontières in Genf.

Vor Ort arbeiten die Ärzte ohne Grenzen mit 30 internationalen und 900 nationalen Fachkräften. Immerhin: Die Kommunikation mit den Behörden funktioniere trotz der komplizierten Bürokratie im Land gut.

Mann in Arbeitskleidung wühlt in Trümmern.
Legende: Ein Retter arbeitet sich durch die Trümmer eines eingestürzten Gebäudes nach dem Erdbeben vom Freitag in Naypyitaw, Myanmar. Keystone/AP Foto

Auch bei Helvetas geht es oft noch darum, sich überhaupt ein Bild der Lage zu machen. Zum erschwerten Zugang aufgrund der politischen Lage äussert sich der örtliche Koordinator, Kamlesh Vyas, vorsichtshalber nicht.

Warten auf Visa

Dominik Stillhart, Leiter Humanitäre Hilfe bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), sagt gegenüber SRF, dass die Deza auf das grosse Team zurückgreifen könne, das schon in Myanmar sei. Denn das Land habe keine internationale Hilfe angefragt.

Die Schweizer Rettungskette komme nun definitiv nicht zum Einsatz: «Das Schadengebiet ist 8000 Kilometer weit weg von der Schweiz, es wäre 35 Stunden gegangen, bis unsere Rettungskette einsatzfähig gewesen wäre.» Zudem sei unsicher gewesen, wie es mit der Einreise gegangen wäre. «Darum entschieden wir uns für andere Aktionslinien» wie die 2.5 Millionen Franken und die drei Fachkräfte des Korps für humanitäre Hilfe. Diese hoffen auf ein möglichst rasches Visum.

Die Glückskette sammelt für Südostasien

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Grafik mit QR-Code
Legende: SRF

Die Glückskette ruft zur Solidarität auf, um der Zivilbevölkerung zu helfen und sammelt Spenden für die Opfer des Bebens in Südostasien. Sie arbeitet mit Schweizer Partnerorganisationen vor Ort zusammen. Einzahlen können Sie über den hier eingeblendeten QR-Code oder über www.glueckskette.ch.

10 vor 10, 1.4.2025, 21:50 Uhr ; 

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