- Im Kampf um das Weisse Haus gehen die demokratischen Anwärter Joe Biden und Kamala Harris in die Offensive.
- Die Demokraten machen die US-Opferzahl in der Coronakrise zum Wahlkampfthema.
- Bei ihrem ersten Auftritt als Team warfen sie Amtsinhaber Donald Trump Versagen in der Coronakrise und allgemeine Führungsschwäche vor.
«Jammern ist, was Donald Trump am besten kann», sagte der designierte Präsidentschaftskandidat Joe Biden. Die schwarze Senatorin Kamala Harris, die erst kurz zuvor als Kandidatin für den Vizepräsidentenposten ausgewählt wurde, machte Trump für die hohen Corona-Opferzahlen in Amerika verantwortlich.
Harris mit Angriff auf Trump
Biden überliess der früheren Staatsanwältin Harris den Grossteil der Attacken auf den amtierenden Präsidenten. «Wir haben einen Präsidenten, der sich mehr um sich sorgt als um die Menschen, die ihn gewählt haben», sagte sie.
Das Virus habe die USA besonders hart getroffen, «weil Trump es von Anfang an nicht ernst genommen hat», prangerte sie an. Trump sei auch der Grund, warum Millionen Amerikaner jetzt arbeitslos sind, sagte die designierte Anwärterin für das Vizepräsidenten-Amt.
Bidens Argumente für Harris
Joe Biden erinnerte daran, dass er Harris über seinen Sohn Beau kennengelernt habe. «Ich weiss, wie sehr Beau Kamala und ihre Arbeit respektiert hat. Und das hat mir, um ehrlich zu sein, sehr viel bedeutet, als ich meine Entscheidung getroffen habe.» Harris sei klug, zäh, erfahren und eine «bewährte Kämpferin für das Rückgrat dieses Landes», die Mittelschicht und diejenigen, die darum kämpften, in die Mittelschicht zu gelangen. Harris sei Tochter von Einwanderern. Ihre Geschichte sei die Geschichte Amerikas, sagte er.
Eine Biden-Harris-Regierung werde einen umfassenden, wissenschaftsbasierten Plan für die Bewältigung der Corona-Pandemie haben, versprach Biden. Sie werde auch der Klimakrise begegnen, die Gesundheit der Amerikaner schützen und Jobs schaffen. Zudem sollten Frauenrechte geschützt, das Wahlrecht gestärkt und struktureller Rassismus im US-Justizsystem ausgemerzt werden, sagte Harris.
Trump mit Spitzen gegen Harris und Biden
Kurz nachdem Biden und Harris die Bühne verlassen hatten, betrat im Weissen Haus US-Präsident Donald Trump das Podium für eine Pressekonferenz. «Wir machen uns unglaublich gut», versicherte er. Europa habe unterdessen in der Coronakrise eine um 40 Prozent höhere Übersterblichkeit als die USA erlebt. «Wir arbeiten mit Europa an deren Schwierigkeiten», sagte Trump.
Auf die Attacken von Biden und Harris reagierte er spät. Nein, er habe sich ihre Auftritte nicht angesehen, nur kurz reingeschaut, antwortete Trump auf eine Reporter-Frage. Er erinnerte daran, dass er es im Gegensatz zu Harris durch den Vorwahlkampf als Präsidentschaftskandidat geschafft habe: «Sie ging wie ein Stein unter. Ich nicht.» Und wie schon am Vortag warf er Harris vor, nicht aufrichtig zu sein, weil sie früher Biden kritisiert habe und jetzt preise: «Sie hat über Biden schlimmere Dinge gesagt, als ich es jemals tat.»
Für Biden selbst hatte Trump eine versteckte Spitze übrig. «Wenn man zu Hause im Keller sitzt und auf den Computer starrt, fängt das Gehirn an, zu verkümmern», sagte er, als es um das Lernen zu Hause statt in der Schule ging. Trump hatte in den vergangenen Tagen immer wieder erwähnt, dass Biden in Wilmington im Keller sitze und dort mal herauskommen müsse. Wegen der Corona-Pandemie hatte Biden den Wahlkampf zunächst grösstenteils von einem improvisierten Fernsehstudio in seinem Keller aus gemacht.