Die Europäische Union hat am 25. September ein Verbot erlassen, das dem Mikroplastik den Kampf ansagt. Unter anderem wird der Verkauf von konventionellem Glitzer künftig untersagt. Das hat bei Influencerinnen und Nutzern für Empörung gesorgt: In Deutschland trendet auf Tiktok der Hashtag «Glitzerverbot». Hat der Glitzer in der EU tatsächlich ausgedient? Die wichtigsten Antworten zum EU-Beschluss.
Was beinhaltet das Verbot? Der Verkauf von Mikroplastik wird in der EU in verschiedenen Bereichen schrittweise verboten. Untersagt wird der Verkauf von Mikroplastik als solchem sowie Produkten, denen Mikroplastik zugesetzt wurde und dieses bei der Verwendung freigesetzt wird. Das Verbot betrifft unter anderem Kosmetika wie Peelings oder Glitzer, Granulat auf Sportplätzen, Spielzeug oder Pflanzenschutzmittel. Das Verbot von Mikroperlen und losem Glitzer soll bereits in den nächsten Tagen gelten, in anderen Fällen soll es erst in den kommenden Jahren in Kraft treten. Von einem «Glitzerverbot» kann allerdings nicht die Rede sein. Denn viele Produkte enthalten kein Mikroplastik mehr. Für Glitzer beispielsweise gibt es biologisch abbaubare Alternativen.
Warum dieses Verbot? Zum Beispiel besteht herkömmlicher Glitzer normalerweise aus Mikroplastik, der biologisch nicht abbaubar ist. Die Glitzerpartikel sind sehr klein und durchlaufen – zumindest bei älteren Kläranlagen – das Abwassersystem, ohne aufgehalten zu werden. So kommt der Stoff ins Grundwasser und in die Umwelt. Laut der EU-Kommission soll mit den neuen Vorschriften eine halbe Million Tonnen weniger Mikroplastik freigesetzt werden.
Ist es der berühmte Tropfen auf dem heissen Stein? Ja, sagt Patricia Holm, Professorin für Ökologie an der Universität Basel. Allerdings gäben viele Tropfen einen Liter. «Wir bringen so viel Plastik in die Umwelt und es wird so viel Mikroplastik in der Umwelt gewissermassen versenkt, dass wir auf keinen dieser Tropfen verzichten können.»
Reichen bestehende Beschränkungen nicht aus? Nein, sagt Patricia Holm. Es brauche «unbedingt» mehr Massnahmen. Dabei müsse auch das Bewusstsein der Konsumierenden angesprochen werden. Denn Plastik gelange aus sehr vielen Anwendungsbereichen in die Umwelt und die Plastikproduktion steige weltweit weiterhin fast exponentiell an.
Bringen Verbote etwas? Zwar könne man das Mikroplastikproblem damit nicht aus der Welt schaffen, sagt Patricia Holm, aber man könne es einschränken. Zudem sei es notwendig, dass Herstellerverbände von sich aus Massnahmen entwickeln und umsetzen. «Wir müssen an vielen Stricken gleichzeitig ziehen, um dieses hausgemachte Problem einigermassen in den Griff zu bekommen.»
Mikroplastik aus der Umwelt wieder zu entfernen, ist ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen.
Ist Mikroplastik im Wasser schlimmer als im Boden? Nein, sagt Holm. Untersuchungen würden zeigen, dass es genau gleich problematisch sei. Die Plastikprodukte zerfielen in immer kleinere Partikel und dieser Mikroplastik kann dann im Wasser genauso wie im Boden von den entsprechenden Organismen aufgenommen werden.
Kann man Mikroplastik aus der Umwelt entfernen? Nein, sagt Holm. Würde man Mikroplastik in einem Fluss mit feinmaschigen Netzen einfangen wollen, würde man auch Kleinstlebewesen einfangen, die dort bleiben sollten, weil sie für die Fotosynthese und für die Nahrungskette wichtig seien. «Mikroplastik aus der Umwelt wieder zu entfernen, ist ein ziemlich hoffnungsloses Unterfangen.» Es sei deshalb Eile angesagt.