- Die Finanzminister der Eurozone haben sich in der Nacht auf die Bedingungen für das Ende des griechischen Rettungsprogramms geeinigt.
- In Luxemburg wurde eine Abschlusszahlung an Athen von 15 Mrd. Euro sowie eine Verschiebung von Kreditrückzahlungen um zehn Jahre vereinbart.
- Die Abmachung sei für sein Land «äusserst wichtig», sagte Finanzminister Euklid Tsakalotos.
Das krisengeschüttelte Griechenland steht nach einem Beschluss der Euro-Partner in der Nacht bald wieder auf eigenen Beinen.
«Sanfte Landung gelungen»
Die Finanzminister der Eurozone haben sich nämlich auf die Bedingungen für das Ende des griechischen Rettungsprogramms verständigt. Es gebe eine Einigung, sagten mehrere Vertreter der Eurozone und Diplomaten in Luxemburg nach sechs Stunden Verhandlungen. Die Euro-Finanzminister – auch Eurogruppe genannt – rangen in Luxemburg bis in den frühen Morgen um die Details der nächsten Schritte.
Nach acht langen Jahren werde das Land aus dem Rettungsprogramm entlassen, sagte Eurogruppenchef Mario Centeno am Freitagmorgen in Luxemburg. «Uns ist bei dieser schwierigen Übung eine sanfte Landung gelungen.» Um den Neustart des Landes zu erleichtern, habe man für Athen eine Reihe von Finanzerleichterungen beschlossen. «Die Probleme mit den griechischen Schulden liegen hinter uns», sagte der französische Finanzminister Bruno Le Maire.
Massive Hilfszahlungen
Griechenland musste durch die Euro-Partner und den Internationalen Währungsfonds (IWF) seit 2010 mehrfach vor dem Staatsbankrott gerettet werden. Insgesamt bekam der Mittelmeerstaat seitdem fast 274 Milliarden Euro zugesagt. Im Gegenzug musste Athen schmerzhafte Reformen umsetzen. Die europäischen Partner und der Internationale Währungsfonds (IWF) forderten im Gegenzug für die Kredite viele Neuerungen, vor allem in der Verwaltung und Wirtschaft. Damit bekamen die Griechen beispielsweise erstmals ein Katasteramt für die Eintragung von Grundstücken. Über 450 solcher Projekte seien angepackt worden, sagte Centeno.
Inzwischen ist das Land wieder auf Wachstumskurs und weist Haushaltsüberschüsse auf. Die Gesamtverschuldung ist mit fast 178 Prozent aber weiterhin sehr hoch. Denn die Probleme sind nach wie vor gross: Der staatliche Schuldenberg ist mit 317 Milliarden Euro beinahe doppelt so hoch wie die Wirtschaftskraft und jeder fünfte Grieche ist arbeitslos.
Das dritte griechische Hilfsprogramm endet am 20. August. Es hat ein Gesamtvolumen von 86 Milliarden Euro, ausgezahlt wurden bisher erst 46,9 Milliarden Euro.
Positive Reaktion in Griechenland
Die griechische Regierung hat die Einigung der Euro-Länder auf die Bedingungen für das Ende seines Hilfsprogramms begrüsst. Die Vereinbarung sei für sein Land «äusserst wichtig», sagte Finanzminister Euklid Tsakalotos in der Nacht in Luxemburg. Nach acht Jahren Reformen und Entbehrungen unter den Reformprogrammen der Gläubiger müssten die Griechen «die Veränderung nun in ihren Taschen spüren». Er glaube, dass die Schulden seines Landes durch die Schritte der Euro-Länder tragfähig seien, sagte Tsakalotos. «Wir können Zugang zu den Finanzmärkten bekommen.»
Der Finanzminister zeigte sich auch mit den Auflagen der Gläubiger zufrieden, die Griechenland in den nächsten Jahren stärker als andere ehemalige Krisenländer überwachen wollen. Tsakalotos betonte aber, durch die Vereinbarung würden «keine neuen Bedingungen» für sein Land eingeführt.
Die linksgeführte Regierung in Athen werde «niemals vergessen, was das griechische Volk in den vergangenen acht Jahren durchmachen musste», sagte der Minister weiter. «Damit sich das lohnt, müssen wir dafür sorgen, dass das griechische Volk konkrete Ergebnisse sieht.»
Kritische Opposition
Die Oppositionsparteien in Griechenland fokussieren hingegen darauf, dass die Staatsfinanzen streng überwacht werden sollen, wie dies die Finanzminister der Eurozone gestern beschlossen haben.
Für die grösste griechische Oppositionspartei, die konservative Nea Dimokratia, ist das ein Beweis dafür, dass die Euro-Staaten der linken Regierung Tsipras nicht vertrauen und sich deshalb absichern wollen.