Kaum eine Region traf die Finanzkrise von 2008 so schwer wie den Süden Europas. Hohe Arbeitslosigkeit und die steigende Staatsverschuldung plagten Italien, Spanien, Portugal und Griechenland. Alle suchten sie einen Weg aus der Krise – und so unterschiedlich die Ansätze waren, so sind es auch die Ergebnisse.
Portugal: Noch vor fünf Jahren lag die Arbeitslosenrate bei 17,5 Prozent. Inzwischen hat sich das westlichste Land der EU stabilisiert. Die Arbeitslosigkeit fiel zuletzt unter die Acht-Prozent-Marke, der niedrigste Stand seit 2004.
Bei der Emission von Anleihen feiert Portugal Rekorde, es zahlt Kredite vorzeitig zurück. Und: Das Land geniesst politische Stabilität – darum beneiden es viele EU-Mitgliedsstaaten.
Der sozialistische Ministerpräsident Antonio Costa, seit Ende 2015 im Amt, lockert langsam die Sparpolitik, zur Freude der Bevölkerung. Dennoch hält er sich an die Vorgaben aus Brüssel und erreichte im letzten Jahr das tiefste Etatdefizit seit dem Ende der Diktatur 1974.
Spanien: Die Regierung um Mariano Rajoy steckt in einer Krise. Korruptions-Anschuldigungen und der Katalonien-Konflikt haben den Ministerpräsidenten viel Zuspruch gekostet, Experten rechnen noch in diesem Jahr mit Neuwahlen. In der Wirtschaft liest sich die Bilanz der Rajoy-Regierung allerdings durchaus positiv.
Mit Reformen und Sparplänen konnte die Regierung die Krise lindern. Das Wachstum lag im vergangenen Jahr zum dritten Mal in Folge über drei Prozent. Die Arbeitslosenrate liegt unterdessen bei 17 Prozent – immer noch einer der höchsten Werte in der EU, doch eine markante Verbesserung. 2013 lag die Quote noch bei 26,9 Prozent.
Italien: Nach dem Scheitern der geplanten eurokritischen Koalition von Fünf-Sterne-Bewegung und Lega sind die Finanzmärkte in Aufregung. Der Druck steigt: Italien hat nach Griechenland die höchste Staatsverschuldung in der Eurozone, nämlich mehr als 130 Prozent der Wirtschaftsleistung. Erlaubt wären nach dem Vertrag von Maastricht 60 Prozent.
Die Wirtschaft wächst nach langer Rezession seit 2015 wieder, aber nur schwach. Dieses Jahr wird ein Wachstum von 1,4 Prozent erwartet. Die Arbeitslosigkeit verharrt auf hohem Niveau bei rund elf Prozent.
Die sozialdemokratische Regierung um Matteo Renzi war mit ihren Reformen gescheitert, der Bevölkerung stiessen die geplanten Kürzungen sauer auf. In dem Klima der Unzufriedenheit konnten die Fünf-Sterne-Bewegung und die Lega in die Bresche springen. Ihre Wahlversprechen – Steuersenkungen von Seiten der Lega, das bedingungslose Grundeinkommen der «Cinque Stelle» – dürften die finanzielle Situation weiter anspannen.
Griechenland: Das Land steht an einem Wendepunkt, denn im August läuft das dritte EU-Hilfspaket aus. Die Regierung um Alexis Tsipras hofft, bis dahin das nötige Vertrauen an den Finanzmärkten zurückzugewinnen.
Der Druck bleibt hoch, denn die Regierung um die linkspopulistische Syriza muss weitere Reformen und Kürzungen vornehmen. Die Lage ist weiterhin kritisch: Die Staatsverschuldung liegt laut IWF-Schätzung bei über 190 Prozent. Das Wachstum bleibt mit Werten um 2 Prozent zu niedrig, um der Verschuldung effektiv entgegenzuwirken.
Die Arbeitslosenquote liegt bei 20 Prozent, fast jeder dritte Arbeitnehmer wird teilbeschäftigt. Mehr als 400'000 gut qualifizierte Griechen haben das Land bereits verlassen – der Weg aus der Krise bleibt steil.