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Ex-Präsident von Brasilien Parallelen zu den USA: Wieso steht Jair Bolsonaro vor Gericht?

Der ehemalige brasilianische Präsident muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Unter Jair Bolsonaro war Brasilien nach rechts gerutscht. «Bolsonarismo» heisst seine rechtspopulistische Bewegung – und die ist nach wie vor stark. Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado ordnet ein.

Teresa Delgado

Südamerika-Korrespondentin

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Teresa Delgado hat an der Universität Freiburg und in den USA Geschichte, Englisch und Spanisch studiert. Seit 2016 ist sie Redaktorin und Produzentin bei Radio SRF. 2021 und 2022 berichtete sie als Auslandredaktorin aus Spanien, Portugal und den USA. Seit 2023 ist sie Südamerika-Korrespondentin mit Sitz in Santiago de Chile.

Was wird Jair Bolsonaro vorgeworfen?

Bolsonaro wird vorgeworfen, der Drahtzieher beim Sturm auf diverse Regierungsgebäude in der brasilianischen Haupstadt Brasília am 8. Januar 2023 gewesen zu sein. Damals hatten Bolsonaristen den Präsidenten-Palast, das Parlamentsgebäude und das Oberste Gericht attackiert. Konkret wird Bolsonaro unter anderem ein versuchter Staatsstreich vorgeworfen, die Aufwiegelung seiner Anhänger gegen die Demokratie und Involvierung in ein Mordkomplott gegen Brasiliens amtierenden Präsidenten Luis Inácio Lula da Silva. Im Falle einer Verurteilung drohen Bolsonaro bis zu zehn Jahre Haft – bis dahin gilt aber die Unschuldsvermutung.

Was könnte Jair Bolsonaro noch anstellen?

Das Oberste Gericht hat entschieden, dass Bolsonaro bis 2030 keine öffentlichen Ämter innehaben darf. Das schwächt seine politische Karriere direkt. Trotzdem bleibt die Bolsonarismo-Bewegung weiterhin stark, die Anhängerschaft gross. Bolsonaro könnte die Bewegung vielleicht weiterhin aus dem Hintergrund lenken, notfalls sogar aus dem Gefängnis heraus. Zusätzlich könnte er einen Nachfolger ernennen, einen neuen Kandidaten für die Präsidentschaftswahlen 2026. Zum Beispiel einen seiner Söhne: Flavio oder Eduardo Bolsonaro.

Was hat Trump mit Bolsonaro zu tun?

Es gibt grosse Sympathien zwischen Trump und Bolsonaro – auch wenn die meisten Brasilianerinnen und Brasilianer viel zu stolz sind, um zuzugeben, dass sie sich oft selber mit den USA vergleichen. Da gibt es eine seltsame Hass-Liebe zwischen diesen beiden riesigen Ländern auf dem amerikanischen Doppelkontinent. Trump hat es in den USA geschafft, trotz des Sturmes aufs Kapitol und trotz diverser Prozesse gegen ihn, nochmals Präsident zu werden. Das macht auch vielen Bolsonaristinnen und Bolsonaristen Mut, dass Bolsonaro es doch noch einmal schafft, Präsident zu werden.

Welchen Einfluss hat Bolsonaro auf die Präsidentschaft von Luis Inácio Lula da Silva?

Die aktuelle Präsidentschaft wird durch den anhaltenden Einfluss der Bolsonarismo-Bewegung erschwert. Lula muss versuchen, die gespaltene Gesellschaft zu einen. Das braucht viel Energie und schwächt Lula. Auch Lula könnte bei den nächsten Wahlen nochmal kandidieren – es gibt nämlich keine Amtszeitbeschränkung für Präsidenten in Brasilien. Lula wäre dann aber schon 80 Jahre alt.

 

Echo der Zeit, 07.03.2025, 18 Uhr ; 

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