Was ist passiert? In der libanesischen Hauptstadt Beirut hat sich am Dienstagabend eine Explosion ereignet. Gemäss Agenturberichten handelte es sich um einen Raketenangriff durch eine Drohne. Dabei soll Saleh al-Aruri, ein führendes Mitglied der islamistischen Hamas, getötet worden sein. Das sagen Vertreter der Hamas und der libanesischen Hisbollah-Miliz. Insgesamt seien sieben Menschen beim Angriff umgekommen.
Wer ist al-Aruri? Bei dem getöteten Anführer handelt es sich um den Vize-Leiter des Politbüros der Hamas. Er gilt damit als Nummer zwei in der politischen Führung. Israel sah ihn als Drahtzieher von Anschlägen im Westjordanland. Er galt darum schon länger als mögliches Anschlagsziel. Ausserdem spielte er eine wichtige Rolle in den Beziehungen zwischen der Hamas und der Hisbollah. Hisbollah-Chef Hassan Nasrallah traf er mehrere Male.
Wer verantwortet den Anschlag? Die genauen Hintergründe sind bislang unklar. Die Hamas gab umgehend Israel die Schuld. Auch der libanesische Ministerpräsident Nadschib Mikati machte Israel für den Anschlag verantwortlich. Er sprach von einem «israelischen Verbrechen». Es werde versucht, Libanon in den Krieg hineinzuziehen.
Das sagt Israel: Israel nimmt nicht eindeutig Stellung zum Anschlag. Der Sprecher der israelischen Armee, Daniel Hagari, antwortete auf die Frage, ob Israel hinter dem Angriff stecke, lediglich: «Wir sind darauf konzentriert, Hamas zu töten.» Der Sicherheitsberater der israelischen Regierung, Mark Regev, sagte dem US-Fernsehsender MSNBC: «Wer auch immer das getan hat, es muss klar sein, dass dies keine Attacke auf den libanesischen Staat war. Es war nicht einmal eine Attacke auf die Hisbollah.»
So reagieren die Feinde Israels: Die libanesische Hisbollah-Miliz kündigte an, dass der Anschlag auf al-Aruri nicht ohne Folgen bleiben werde. Die iranische Regierung, die beide islamistischen Gruppierungen unterstützt, erklärte, der Tod al-Aruris werde nicht nur den Kampf gegen «zionistische Besatzer» im Gazastreifen, sondern auch in der Region neu entfachen.
Irans Aussenminister Hussein Amirabdollahian schrieb zudem auf der Online-Plattform X (ehemals Twitter): «Die böswilligen Aktivitäten der Terrormaschinerie dieses Regimes (Israel) in anderen Ländern sind eine echte Bedrohung für den Frieden und die Sicherheit». Unterdessen wies die Islamische Republik erneut den Vorwurf zurück, für Angriffe schiitischer Milizen auf US-Stützpunkte in Syrien und im Irak verantwortlich zu sein.
Libanesische Regierung versucht zu beruhigen: Die Regierung in Libanon steht einem Medienbericht zufolge mit der Hisbollah im Kontakt, um sie von einer möglichen Gegenreaktion abzuhalten. Der geschäftsführende Aussenminister, Abdallah Bou Habib, sagte dem britischen Radiosender BBC 4 am Dienstagabend, dass seine Regierung mit der Hisbollah spreche, um «sie davon zu überzeugen, dass sie nicht selbst reagieren sollte.» Die nächsten 24 Stunden würden zeigen, ob die Hisbollah reagieren wird oder nicht, so Bou Habib.
«Wir sind sehr besorgt, die Libanesen wollen nicht hineingezogen werden, selbst die Hisbollah möchte nicht in einen regionalen Krieg hineingezogen werden.» Nach der Tötung von Saleh al-Aruri hat es aber wieder Beschuss an der israelisch-libanesischen Grenze gegeben.