Zum Inhalt springen
Video
UNO-Sicherheits-Rat kritisiert Beschuss der Unifil-Soldaten
Aus Tagesschau vom 15.10.2024.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 23 Sekunden.

Krieg im Nahen Osten Die Lage im Nahen Osten – die Übersicht

Die militärische Lage

Bei Angriffen des israelischen Militärs im Gazastreifen sind nach palästinensischen Angaben mehr als 40 Menschen getötet worden. Mindestens elf Menschen seien allein in Dschabalia, dem grössten der acht historischen Flüchtlingslager, getötet worden, teilte die Gesundheitsbehörde am Dienstag mit. Dschabalia ist seit mehr als zehn Tagen im Fokus der israelischen Militäroffensive.

In Bani Suhaila im Osten der Stadt Chan Yunis seien zehn Menschen ums Leben gekommen, als ein Haus von einer israelischen Rakete getroffen worden sei. Auch in Sabra, einem Vorort von Gaza-Stadt, wurden drei Häuser beschossen. Rettungskräften zufolge wurden zwei Leichen geborgen, zwölf wurden noch in den Trümmern vermutet. Fünf Menschen wurden den Angaben zufolge beim Beschuss eines Hauses im Lager Nuseirat im Zentrum des Gazastreifens getötet.

Hisbollah will israelischen Vormarsch im Süden gestoppt haben

Box aufklappen Box zuklappen

Die Hisbollah-Miliz hat nach eigener Darstellung einen weiteren Vormarsch israelischer Bodentruppen im Süden des Libanon gestoppt. Israels Soldaten hätten versucht, von Osten kommend in einen Ort nahe Mardsch Ajun einzudringen, teilte die Hisbollah am Dienstag mit. Dort und im Ort Chiam kam es laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur NNA in der Nacht auch zu anhaltendem israelischem Beschuss.

Die Orte liegen östlich der Stadt Nabatija, einem Handelszentrum im Südosten, wo Israels Armee nach libanesischen Angaben zuletzt einen Markt angegriffen hatte.

Von der israelischen Armee hiess es, dass sie Truppenbewegungen nicht kommentiere. Israels Luftwaffe setzte die Angriffe auch in anderen Teilen des Nachbarlands unterdessen fort. Seit dem Morgen gab es NNA-Berichten zufolge auch israelische Angriffe an der Küste nördlich von Tyros sowie im Landesinneren in der Nähe des Litani-Flusses.

Die meisten Todesopfer des israelischen Angriffs auf Aitou im Norden Libanons sind nach Angaben des UNO-Hochkommissariats für Menschenrechte Frauen und Kinder. «Wir hören, dass unter den 22 getöteten Menschen zwölf Frauen und zwei Kinder waren», sagte Jeremy Laurence, Sprecher des UNO-Menschenrechtsbüros, am Dienstag an einer Pressekonferenz in Genf.

«Unseres Wissens war es ein vierstöckiges Wohngebäude, das getroffen wurde.» Angesichts dieser Faktoren gebe es ernste Bedenken im Hinblick auf das humanitäre Völkerrecht, also das Kriegsrecht und die Grundsätze der Verhältnismässigkeit. Laurence fordert eine Untersuchung des Vorfalls. Das israelische Militär hat am Montag erstmals die überwiegend von Christen bewohnte Region Aitou in Nordlibanon angegriffen.

Die libanesische Hisbollah-Miliz hat am Dienstag erneut eine Salve von Raketen auf den israelischen Norden abgefeuert. Rund 20 Geschosse seien über die Grenze auf israelisches Gebiet geflogen, teilte die israelische Armee mit. Einige davon seien von der Raketenabwehr abgefangen worden.

Hisbollah: Libanon und Gazastreifen nicht trennbar

Box aufklappen Box zuklappen

Die Hisbollah will auch weiterhin zur Unterstützung der islamistischen Hamas handeln und ihren Konflikt mit Israel nicht vom Gaza-Krieg trennen. «Libanon und Palästina können nicht getrennt werden», sagte der Vize-Chef der Hisbollah, Naim Kassim, in einer im Fernsehen übertragenen Rede. Die Hisbollah strebe eine Waffenruhe mit Israel an. Voraussetzung dafür und für ein Ende ihres Beschusses sei aber eine entsprechende Einigung im parallel laufenden Krieg im Gazastreifen.

Zugleich drohte Kassim mit weiteren Angriffen der Miliz auf Israel, die das ganze Land treffen könnten, zumal Israel seinerseits in ganz Libanon angreife. «Wir werden jeden Punkt in Israel ins Visier nehmen», sagte Kassim. «Wir werden die feindliche Armee angreifen, ihre Stützpunkte und ihre Kasernen.»

Zuvor hatten in den Küstenstädten Haifa und Naharija Warnsirenen geheult. Eine der Raketen schlug nach Angaben von Sanitätern unmittelbar neben einem Haus im Grossraum Haifa ein. Es gab zunächst keine Berichte über mögliche Opfer.

Bei einem Anschlag in Israel ist am Dienstag nach Behördenangaben ein Polizist getötet worden. Vier weitere Menschen seien verletzt worden, hiess es in einer Mitteilung der Polizei. Der Attentäter eröffnete den Angaben zufolge auf einer Schnellstrasse südlich von Tel Aviv das Feuer auf Autofahrer. Er sei daraufhin selbst von einem Zivilisten erschossen worden.

Vergeltungsschlag wegen Angriff aus Iran?

Box aufklappen Box zuklappen

Anfang Oktober hatten Irans Revolutionsgarden rund 200 ballistische Raketen auf Israel gefeuert. Israel kündigte daraufhin Vergeltung an. US-Präsident Biden hatte deutlich gemacht, einen israelischen Angriff auf iranische Atomanlagen nicht zu unterstützen.

Laut Analysten könnte ein Angriff auf Ölanlagen die Energiepreise nach oben treiben, eine Attacke auf Atomanlagen hingegen eine weitere Eskalation auslösen und die USA in den Konflikt hineinziehen.

UNO-Friedenstruppen in Libanon

In den vergangenen Tagen waren UNO-Blauhelmsoldaten der Beobachtermission Unifil in Libanon mehrmals unter Feuer geraten. Israels Energieminister Eli Cohen bezeichnete die Unifil als «nutzlos» und fordert ihren Abzug. Zuvor hatte sich bereits Premierminister Netanjahu für den Abzug der Unifil-Truppen ausgesprochen.

Israelische Panzer dringen in Unifil-Stützpunkt ein

Box aufklappen Box zuklappen

Israelische Panzer sind am Sonntag nach UNO-Angaben gewaltsam in einen Unifil-Stützpunkt eingedrungen. Zwei Panzer hätten am Morgen das Haupttor des Postens in Ramja unweit der Grenze zerstört.

Das israelische Militär teilte dazu mit, dass ein Panzer, der Verwundete transportierte und unter Beschuss lag, beim Wenden einige Meter weit in den Unifil-Stützpunkt eingedrungen sei. Zudem seien Rauchgranaten gezündet worden, um den Abtransport der verwundeten Soldaten abzusichern. Anschliessend habe der Panzer den Stützpunkt verlassen.

Beteiligte Länder verurteilten die Angriffe der vergangenen Tage am Samstag in einer gemeinsamen Stellungnahme. Auch das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) hat die israelische Armee am Sonntag aufgefordert, alle Angriffe auf Unifil sofort einzustellen.

In der Nacht auf Dienstag rief die Schweizer UNO-Botschafterin Pascale Baeriswyl als amtierende Präsidentin des Sicherheitsrats im Namen aller 15 Mitglieder «alle Parteien dazu auf, die Sicherheit des Personals und der Einrichtungen von Unifil zu respektieren». Und weiter: «Wir erinnern daran, dass UNO-Friedenssoldaten und UNO-Liegenschaften niemals Ziel von Angriffen werden dürfen.» Das humanitäre Völkerrecht müsse geachtet werden, so Sicherheitsratspräsidentin Baeriswyl.

Trotz der israelischen Aufforderung zum Abzug sollen die Unifil-Soldaten ihre Arbeit vorerst fortsetzen. «Es wurde die Entscheidung gefällt, dass Unifil derzeit alle ihre Stellungen hält, obwohl sie von den israelischen Streitkräften zum Abzug aus ihren Positionen nahe der Grenze aufgefordert wurde», sagte Chef der UNO-Friedensmissionen, Jean-Pierre Lacroix am Montag.

Verhandlungen und internationale Reaktionen

Grossbritannien hat Sanktionen verhängt, die sich gegen den international nicht anerkannten Bau israelischer Siedlungen im besetzten Westjordanland richten. Ziel seien Organisationen, die am Bau solcher Siedlungen beteiligt sind, teilte die britische Regierung am Dienstag mit.

UNO: Eingeschränkte Lebensmittelhilfe im Norden Gazas

Box aufklappen Box zuklappen

Seit dem 1. Oktober habe im Norden des umkämpften Gazastreifens keine Lebensmittelhilfe mehr eintreffen können, da die wichtigsten Versorgungswege blockiert seien, teilte das UNO-Welternährungsprogramm (WFP) am Samstag mit.

In der Region seien bereits vor einiger Zeit Verteilungsstellen, Küchen und Bäckereien geschlossen worden. Die letzten Nahrungsmittel seien an Notunterkünfte und medizinische Einrichtungen geliefert worden. Wie lange die begrenzten Vorräte ausreichen, sei unklar, hiess es weiter in der WFP-Mitteilung.

Betroffen sind demnach sieben Siedler-Aussenposten beziehungsweise Organisationen. Dazu gehört das Unternehmen Amana, das laut Grossbritannien «am Bau illegaler Siedler-Aussenposten beteiligt war sowie israelische Siedler finanzierte und mit anderen wirtschaftlichen Ressourcen versorgte, die an Drohungen und der Verübung von Aggressions- und Gewaltakten gegen palästinensische Gemeinden im Westjordanland beteiligt waren».

Geflüchtete, Opfer, Geiseln

Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind mindestens 42'344 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden, teilt die Gesundheitsbehörde in dem Küstengebiet mit. Über 99'013 Menschen seien durch die Kämpfe verletzt worden (Stand 15.10.2024). Die Behörde wird von der terroristischen Hamas kontrolliert. Internationale Expertinnen und Experten schätzen die Zahlen des Gesundheitsministeriums aber als realistisch ein.

Israel hat einem Armeesprecher zufolge seit Kriegsbeginn mindestens 17'000 militante Palästinenser im Gazastreifen «eliminiert» (Stand 15.8.2024). Das Militär lehnt es ab, auszuführen, ob damit Tötungen gemeint sind oder ob die Zahl auch Festgenommene und Verletzte umfasst. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelt, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30'000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.

In Libanon sind seit Oktober 2023 nach UNO-Angaben durch die Gewalteskalation zwischen der pro-iranischen Hisbollah-Miliz und Israel mehr als 2000 Menschen getötet worden. Das berichtet das UNO-Menschenrechtsbüro in Genf unter Berufung auf das dortige Gesundheitsministerium (Stand 11.10.2024). Darunter seien 100 Nothilfesanitäter und andere Angehörige des Gesundheitspersonals gewesen.

Mehr als 400'000 Kinder in Libanon vertrieben

Box aufklappen Box zuklappen

In den vergangenen drei Wochen sind gemäss dem UNO-Kinderhilfswerk Unicef mehr als 400'000 Kinder aus ihrem Zuhause in Libanon vertrieben worden. Insgesamt seien 1,2 Millionen Menschen aus ihren Häusern vertrieben worden.

Mit dieser weiteren Eskalation in Libanon drohe eine sogenannte verlorene Generation. Viele öffentliche Schulen seien derzeit nicht mehr zugänglich. Sie würden als Schutzräume genutzt oder seien zerstört worden. Ein Verantwortlicher des Unicefs sieht daher Hunderttausende Kinder ihrer Chance auf Bildung beraubt.

Beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Weitere 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.

Ein Jahr nach dem Angriff auf Israel hat die Hamas nach israelischer Zählung noch rund 100 Geiseln im Gazastreifen in ihrer Gewalt. Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, seien noch am Leben, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Medienberichten zufolge Anfang Oktober in Jerusalem. Eine offizielle Bestätigung gab es dafür nicht.

Seither sind nach UNO-Angaben fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen seien in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April 2024.

Glückskette sammelt für Zivilbevölkerung im Nahen Osten

Box aufklappen Box zuklappen
Familien mit Habseligkeiten auf einem LKW
Legende: Im Süden Libanons sind Tausende Menschen auf der Flucht Keystone / WAEL HAMZEH

Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts in Libanon und der sich täglich verschlechternden Lage der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt die Glückskette ihre Hilfe für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten und ruft erneut dringend zu Spenden auf. 

Die Glückskette unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Diese Partnerorganisationen garantieren die Überwachung der Hilfeleistungen und sie garantieren dafür, dass die Hilfe die Not leidenden Menschen erreicht. Hier können Sie spenden.

Weitere Informationen finden Sie auf der Seite der Glückskette.

Krieg im Nahen Osten

Box aufklappen Box zuklappen

Die Konflikte in Israel, im Westjordanland, im Gazastreifen und in Libanon halten an. Hier finden Sie alle unsere Inhalte zum Krieg im Nahen Osten.

Tagesschau, 15.10.2024, 12:45 Uhr ; 

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel