Bei israelischen Militärangriffen im nördlichen Gazastreifen sind nach Angaben der Gesundheitsbehörden zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Mindestens fünf überfüllte Wohnhäuser seien am frühen Donnerstag bombardiert worden. Die Rettungsarbeiten seien noch im Gange, da viele Menschen vermisst oder unter den Trümmern eingeschlossen seien, erklärten Sanitäter.
Auch im Süden und im Zentrum des Gazastreifens setzte Israel seine Angriffe fort. Palästinensische und UNO-Vertreter erklärten, es gebe keinen sicheren Ort im Gazastreifen.
Am Mittwochabend meldeten palästinensische Gesundheitsbehörden, dass 33 Menschen in Gaza getötet worden sind. Sie berichten von Angriffen in Dschabalia, Al-Mawassi, Chan Yunis und dem Stadtteil Remal in Gaza-Stadt. Der Leiter des Kamal-Adwan-Spitals in Beit Lahija erklärte gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters, das Spital sei am Vortag bombardiert worden. Israel hat sich dazu noch nicht geäussert.
Die israelische Luftwaffe hat nach Angaben der Armee am Dienstag und Mittwoch binnen 24 Stunden mehr als 100 Ziele im Libanon angegriffen. Darunter seien Waffenlager sowie Kommandozentralen der proiranischen Hisbollah gewesen.
Bei einem israelischen Angriff auf die Stadt Palmyra am Mittwoch sind nach syrischen Angaben 36 Menschen getötet worden. Die staatliche Nachrichtenagentur Sana berichtete zudem, dass bei dem Angriff mehr als 50 Menschen verletzt worden seien.
Über 100 Lastwagen mit Hilfsgütern geplündert
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Bei einem der grössten Überfälle der vergangenen Monate auf Hilfslieferungen für den Gazastreifen sind mehr als 100 Lastwagen geplündert worden. Der Chef des Palästinenserhilfswerks der Vereinten Nationen (UNRWA), Philippe Lazzarini, vermutet lokale Banden und Familienclans hinter dem Überfall. Sie kämpfen demnach untereinander um die Kontrolle über alle Geschäfte und Aktivitäten im Süden des Küstenstreifens. «Wir haben schon lange vor dem Zusammenbruch der öffentlichen Ordnung gewarnt», fügte Lazzarini in Genf hinzu.
In der Stadt Chan Yunis im Süden hätten notleidende Menschen in ihrer Verzweiflung versucht, ein UNRWA-Lagerhaus zu stürmen. Wegen der geplünderten Lastwagen habe es aber nichts mehr zu verteilen gegeben, beklagte Lazzarini.
Bei erneuten Zwischenfällen im Libanon sind vier Soldaten der UNO-Friedenstruppe Unifil verletzt worden. Blauhelmsoldaten aus dem westafrikanischen Ghana erlitten Verletzungen, als eine Rakete ihren Stützpunkt traf, wie die Mission am Dienstag mitteilte. Drei von ihnen seien in ein Spital gebracht worden. Nach Einschätzung von Unifil ging der Beschuss «höchstwahrscheinlich» von einer nichtstaatlichen Gruppe aus. Damit gemeint sind Milizen wie die proiranische Hisbollah, gegen die Israel im Libanon Krieg führt.
Am Mittwoch meldete das französische Aussenministerium, dass die UNO-Friedenstruppe Unifil im Libanon erneut unter Beschuss geraten ist. Dabei handle es sich um eine Patrouille, zu der auch französische Soldaten gehört hatten. Verletzte habe es nicht gegeben.
Diplomatie, Verhandlungen und Unterstützung
Der amtierende Hamas-Chef Chalil Al-Hajja bekräftigt am Mittwoch, es werde keinen Austausch israelischer Geiseln gegen palästinensische Häftlinge geben, solange der Krieg im Gazastreifen andauere. «Wenn die Aggression nicht beendet wird, warum sollte der Widerstand und insbesondere die Hamas die Gefangenen (Geiseln) zurückgeben?», sagt er in einem Interview. «Wie könnte eine vernünftige oder unvernünftige Person eine starke Karte, die er besitzt, abgeben, während der Krieg weitergeht?»
Zuvor kündigte der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu an, jedem fünf Millionen Dollar zu zahlen, der eine in Gaza festgehaltene Geisel zurückbringt. «Alle, die es wagen, unseren Geiseln etwas anzutun, gelten als tot. Wir werden euch verfolgen und wir werden euch fangen», sagte er.
Der US-Vermittler Amos Hochstein ist in der Nacht auf Donnerstag in Israel eingetroffen, wo er Medienberichten zufolge Regierungschef Benjamin Netanjahu treffen wird. Dabei dürfte er einen US-Entwurf für eine Waffenruhe zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz vorlegen. Weiteren Berichten zufolge sieht die Hisbollah in dem Entwurf eine Basis für Verhandlungen.
Zu Beginn der Woche hatte Hochstein Gespräche mit dem libanesischen Parlamentspräsidenten Nabih Berri, ein Verbündeter der proiranischen Hisbollah, geführt. Im Anschluss berichtet er von Fortschritten. Es bestehe eine «echte Chance», die Kämpfe zu beenden, sagt der US-Sondergesandte Amos am Dienstag in Beirut. Man nähere sich an.
Die libanesische Hisbollah-Miliz habe den US-Vorschlag für eine Waffenruhe mit Israel geprüft und dazu Anmerkungen gemacht, sagte ihr Anführer Naim Kassim am Mittwoch.
Papst will Völkermordvorwurf prüfen lassen
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Papst Franziskus spricht sich für eine Untersuchung des Vorwurfs gegen Israel aus, das Land begehe mit seiner Kriegführung im Gazastreifen einen Völkermord. «Manchen Experten zufolge hat das, was in Gaza geschieht, die Merkmale eines Völkermordes. Es sollte sorgfältig untersucht werden, um festzustellen, ob es der von Juristen und internationalen Gremien formulierten technischen Definition entspricht», zitierte die italienische Zeitung «La Stampa» am Sonntag aus einem neuen Buch des Oberhauptes der katholischen Kirche.
Israel ist wegen der vielen zivilen Opfer in dem Küstenstreifen und der katastrophalen Versorgungslage international massiv in die Kritik geraten. Vor dem Internationalen Gerichtshof (IGH) in Den Haag läuft eine von Südafrika erhobene Völkermord-Klage gegen Israel.
Die Stadt Zürich hat dem Palästinenserhilfswerk UNRWA eine umstrittene Zahlung über 380'000 Franken bereits geschickt. Das sagte Stadtpräsidentin Corine Mauch (SP) am Mittwoch im Parlament. Die städtische FDP überlegte sich noch, gegen die Zahlung vorzugehen, sobald der Stadtratsbeschluss vorgelegen wäre, wie Fraktionschef Michael Schmid kurz zuvor sagte. Dass die Zahlung bereits erfolgt ist, nannte er «skandalös». Vertreter der SVP griffen in persönlichen Erklärungen den Stadtrat wegen der Zahlung, die auf einen Vorstoss des Parlaments zurückgeht, an. Dieser solle in Zürich gegen Antisemitismus vorgehen und nicht «Aussenpolitik machen».
Mauch betonte, dass der Stadtrat humanitäre Hilfe leiste.Die UNRWA sei das Rückgrat dieser Hilfe in Gaza. Sie hoffe auf ein baldiges Ende der Gewalt. Wegen der Spende an die UNRWA habe sie viel Zuschriften erhalten, in denen sie kritisiert wurde. Aber auch viele aus der jüdischen Gemeinschaft, die der Meinung waren, dass die Hilfe auf diese Weise bei der notleidenden Bevölkerung ankomme.
Geflüchtete, Opfer, Geiseln
Der israelische Premierminister Benjamin Netanjahu hat angekündigt, dass Israel jedem, der eine in Gaza festgehaltene Geisel zurückbringt, eine Prämie von fünf Millionen Dollar zahlen wird. «Alle, die es wagen, unseren Geiseln etwas anzutun, gelten als tot. Wir werden euch verfolgen und wir werden euch fangen», sagte er. In Begleitung seines Verteidigungsministers Israel Katz bekräftigte der israelische Premierminister, dass eines der Ziele des Krieges sei, dass «die Hamas nicht in Gaza regiert».
Seit Beginn der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen sind laut palästinensischen Angaben 43'985 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet worden. 104'092 Menschen seien demnach durch die Kämpfe verletzt worden (Stand 20.11.24).
UNO: 70 Prozent der Toten in Gaza sind Kinder und Frauen
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Im Gazastreifen sind laut einer Auswertung der verifizierten Todesfälle nach Altersgruppen die meisten Opfer unter fünf- bis neunjährige Kinder. Das geht aus einem Bericht des UNO-Menschenrechtsbüros hervor. Das Büro hat für den Zeitraum November 2023 bis Ende August rund 10'000 Todesfälle verifiziert, sagte der Leiter des UNO-Menschenrechtsbüros für die besetzten palästinensischen Gebiete, Ajith Sunghay.
Rund 80 Prozent seien in zivilen Häusern umgekommen. 70 Prozent seien Frauen und Minderjährige gewesen. Am zweithöchsten unter allen Altersgruppen war die Zahl der Todesfälle unter Zehn- bis 14-Jährigen, gefolgt von Kindern im Alter von bis zu vier Jahren.
Die wahre Zahl der Todesopfer dürfte deutlich höher liegen. Viele Todesfälle liessen sich bislang nicht verifizieren, und Tausende Menschen werden bis heute unter Häusertrümmern vermutet. Sunghay konnte nicht sagen, ob die Auswertung repräsentativ für alle Opfer ist.
Israel hat einem Armeesprecher zufolge seit Kriegsbeginn mindestens 17'000 militante Palästinenser im Gazastreifen «eliminiert» (Stand 15.8.2024). Das Militär lehnt es ab, auszuführen, ob damit Tötungen gemeint sind oder ob die Zahl auch Festgenommene und Verletzte umfasst. Ob es sich dabei ausschliesslich um Mitglieder der Hamas oder auch um Mitglieder anderer Terrorgruppen handelt, gab die Armee nicht bekannt. Vor Kriegsbeginn soll es nach Schätzungen des Militärs rund 30'000 Hamas-Kämpfer gegeben haben.
Im Libanon sind gemäss Behördenangaben seit Ausbruch der Kämpfe zwischen dem israelischen Militär und der Hisbollah im Oktober 2023 3534 Menschen getötet und weit über 15'036 weitere verletzt worden (Stand 19.11.2024). Unter den Getöteten sind nach Behördenangaben mehr als 220 Minderjährige (Stand 19.11.2024).
Beim Terrorangriff am 7. Oktober 2023 wurden auf israelischer Seite mehr als 1200 Menschen getötet, darunter mindestens 850 Zivilisten. Weitere 250 Menschen wurden als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt.
Mehr als ein Jahr nach dem Angriff auf Israel hat die Hamas nach israelischer Zählung noch rund 100 Geiseln im Gazastreifen in ihrer Gewalt. Etwa die Hälfte der rund 100 Geiseln, die im Gazastreifen festgehalten werden, seien noch am Leben, sagte der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Medienberichten zufolge Anfang Oktober in Jerusalem. Eine offizielle Bestätigung für die genannte Zahl gibt es nicht.
Nach UNO-Angaben sind fast 1.9 Millionen Menschen innerhalb des Gazastreifens auf der Flucht. Das sind über 85 Prozent der Bevölkerung. Etwa eine Million Menschen sei in UNO-Einrichtungen im Gazastreifen untergekommen, so eine Mitteilung vom 17. April.
Glückskette sammelt für Zivilbevölkerung im Nahen Osten
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Wegen der Eskalation des Nahostkonflikts in Libanon und der sich täglich verschlechternden Lage der Zivilbevölkerung in Gaza verstärkt die Glückskette ihre Hilfe für die Betroffenen der humanitären Krise im Nahen Osten und ruft erneut dringend zu Spenden auf.
Die Glückskette unterstützt ihre Schweizer Partnerorganisationen vor Ort – sie hilft dort, wo die humanitären Bedürfnisse am grössten sind. Diese Partnerorganisationen garantieren die Überwachung der Hilfeleistungen und sie garantieren dafür, dass die Hilfe die Not leidenden Menschen erreicht. Hier können Sie spenden.
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