Die Feinstaubbelastung in Neu-Delhi ist momentan bis zu 20 Mal höher als der empfohlene Grenzwert der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Das zwingt die lokale Regierung zu harten Massnahmen. Bauarbeiten werden eingestellt, Angestellte sollen von zu Hause arbeiten, Schulen müssen auf digitalen Unterricht umstellen.
Die Massnahmen hat die Regierung von Neu-Delhi beschlossen, um die Bevölkerung zu schützen. Die schlechte Luft sei ein Phänomen, das jeden Winter wiederkehre, sagt Ronak Sutaria, Gründer eines Start-ups, welches die Luftwerte in den indischen Städten misst.
Zu der ohnehin schon hohen Feinstaubbelastung durch Industrie und Verkehr, kämen im November noch weitere Faktoren dazu. «Bauern in der Umgebung brennen ihre Stoppelfelder ab, um rasch wieder säen zu können. Viele, die keine Heizung haben, verbrennen Kohle oder Abfall, um sich warmzuhalten», so Sutaria.
Zudem lasse während der kalten Wintermonate der Wind nach, was den Rauch wie eine Glocke über der Stadt halte. Das mache Neu-Delhi im November kaum aushaltbar.
Massnahmen schützen nicht alle
Doch es gebe andere Städte, die noch stärker belastet seien: Etwa die Stadt Ghaziabad, östlich von Dehli. In diesen kleineren Städten gebe es weniger Luftmessungen, sie stünden deshalb weniger im Fokus der Politik.
Aber auch die Notmassnahmen in Delhi schützten bestenfalls einen Teil der Bevölkerung, gibt der Luftqualitäts-Experte zu bedenken. Der ärmeren Bevölkerung, welche keine Fenster zu Hause habe oder gar kein zu Hause, nütze das nichts.
Das sagt auch die Gesundheitsanalystin von «Healthcare without Harm», Shweta Narayan. Die Massnahmen seien Schüsse aus dem Hüftgelenk. Denn die Luft in Indien sei nicht nur im November verschmutzt, sondern das ganze Jahr hindurch. «Die Feinstaubbelastung ist jetzt einfach sichtbarer», sagt Narayan und fordert längerfristige Lösungen.
Lieber Busse bezahlen
So müsste etwa die Industrie strikter kontrolliert, die offenen Müllverbrennungsanlagen überdeckt und deren Abgase gefiltert werden. Doch wie so oft in Indien bezahlen Firmen lieber eine mittelgrosse Busse, als auf klimafreundlichere Produktionsmethoden umzusatteln.
Die Politik generiert dadurch Einkünfte, deshalb will niemand wirklich die Luftverschmutzung angehen. Die Gesundheitsanalystin fürchtet, dass das Problem wieder vergessen werde, sobald sich nach dem Winter die Luft wieder etwas bessere.