Nach dem Brand des Camps Moria auf der griechischen Insel Lesbos letzte Woche wird nun ein neues Zeltlager für die obdachlosen Flüchtlinge und Migrantinnen errichtet. Dabei hilft auch die Schweiz mit. Sie baut sanitäre Anlagen und ein Wasserversorgungssystem für bis zu einer Million Franken. Die Lage vor Ort beschreibt die Vertreterin der humanitären Schweiz als «ruhig».
SRF News: Welche Eindrücke haben Sie vom neuen Flüchtlingslager auf Lesobs?
Billi Bierling: In wenigen Tagen wurden dort 600 Zelte aufgebaut, die Menschen ziehen langsam ins Lager ein. Die Atmosphäre ist relativ ruhig. Hilfsorganisationen verteilten Essen, Hygiene-Kits oder Decken. Ein grosses Problem stellt angesichts der Hitze die Wasserversorgung dar.
Die Schweiz beteiligt sich am Aufbau eines Wasserversorgungssystems im Lager. Wieso ist das der Fokus der Arbeit des Deza?
Es muss ein völlig neues Lager aufgebaut werden. Dabei ist – wie immer in einer humanitären Krise – die Koordination der Hilfe zwischen den Behörden und den zahlreichen Hilfsorganisationen eine riesige Herausforderung.
Sechs Somalierinnen hatten zusammen gerade mal eine halbe Flasche Wasser.
Die Wasserversorgung ist eines der dringendsten Probleme, und die Deza hat damit viel Erfahrung. In der Tat brauchen die Leute rasch Wasser: Ich habe sechs Frauen aus Somalia getroffen, die zusammen bloss eine halbvolle Plastikflasche Wasser hatten. Und das bei einer Hitze von 34 Grad im Schatten.
Wie gestaltet sich die Zusammenarbeit mit den griechischen Behörden?
Sie funktioniert sehr gut. Die Pläne für die Wasserversorgung etwa wurden von uns eingebracht und von den griechischen Behörden mit Wohlwollen angenommen. Es ist wichtig, dass die Zusammenarbeit und der Informationsaustausch mit den Behörden sehr eng erfolgt. Das funktioniert hier sehr gut und effizient.
Die Flüchtlinge und Migrantinnen wollen im Grunde ja nicht in ein neues Lager auf Lesbos, sie wollen aufs Festland oder weiter nach Westeuropa. Wieso engagiert sich die Schweiz trotzdem beim Aufbau des neuen Lagers?
Das Mandat der Humanitären Hilfe der Schweiz besteht darin, den Menschen ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Wenn man in dem neuen Lager nun das Bedürfnis nach einer Wasserversorgung erkennt, stellt sich die Frage, ob man das unterstützt oder nicht. Die Bedürfnisse sind vorhanden – und dafür ist die Humanitäre Hilfe der Schweiz da.
Das Gespräch führte Roger Aebli.